Beleidigungen, Kränkungen & Verletzungen: Wie damit umgehen? Wie reagieren?

Wohl niemand von uns, der nicht schon einmal beleidigt oder gekränkt worden wäre. Niemand! Ob im Unternehmen am Arbeitsplatz durch Vorgesetzte oder Kollegen, im privaten Umfeld von Bekannten, Familienmitgliedern, Partner oder Partnerin.

Wie sehr eine Beleidigung oder Kränkung Sie verletzt – und das tut sie in der Regel immer –, hängt auch davon ab, inwieweit Sie es zulassen.

Aber auch von anderen Faktoren, auf die Sie selbst kaum Einfluss haben. Aber der Reihe nach.

Auch Beschimpfungen verletzen und beleidigen …

(Bild: Fotolia©Jr Casas)

Jetzt mal die rechtliche Definition (als Tatbestand des Strafrechts) außen vorgelassen – eine allgemeine:

Eine Beleidigung ist eine verbale Äußerung, ein Verhalten und/oder eine Geste, mit der jemand eine andere Person bewusst oder unbewusst verletzt bzw. herabwürdigt.

Ebenfalls eine Form der Beleidigung: Beschimpfungen, Häme, Hohn und Spott.

Wie der Begriff „BeLEIDigung“ bereits vermittelt, kann damit jemandem Leid zugefügt werden.

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Beleidigung ist nicht gleich Beleidigung: 6 Unterscheidungen

Nun gilt es meiner Meinung nach, bei Beleidigungen zu differenzieren, denn dadurch lässt sich leichter angemessen reagieren bzw. mit der Kränkung umgehen.


Differenzierung 1

Absichtliche oder unbewusste Beleidigung

Wurden Sie mit voller Absicht beleidigt oder war es ungewollt?

Unbewusste Kränkung

Oft ist schnell mal was dahingesagt. Dass die Person durch ihre unbedachte Wortwahl, Aussage oder Handlung Sie beleidigt hat, ist ihr vielleicht gar nicht bewusst, auch deshalb, weil es gar nicht die Absicht war, Sie zu kränken. Oder es fehlt der Person einfach an entsprechender Empathie.

Dem gegenüber steht die bewusste Beleidigung:

Absichtliche Kränkung

In diesem Fall will man Sie durch eine verbale Attacke oder ein Verhalten ganz bewusst verletzen oder demütigen. Die Frage ist: Warum? Was will der Beleidiger genau bezwecken?

Was steckt dahinter? Mögliche Gründe für eine Beleidigung

Um nur einige Beweggründe zu nennen:

Die beleidigende Person

  • will vor Ihnen/anderen besser dastehen, sich überlegen fühlen,
  • ist Ihnen (z. B. in einem Konflikt) rhetorisch oder argumentativ nicht gewachsen und wehrt sich deshalb untergriffig,
  • meint, ihre eigene Unsicherheit damit zu verdecken und ihr (mangelndes) Selbstbewusstsein aufzupolieren,
  • will Sie provozieren, aus der Fassung bringen, um Sie bloßzustellen,
  • will von etwas (eigenen Schwächen, einem Vorfall) ablenken,
  • will Ihnen Leid zufügen, also dass Sie leiden, sich schlecht fühlen.

Es gibt zahlreiche weitere mögliche Motive wie etwa Neid, Eifersucht, Unzufriedenheit mit sich selbst, …

Aber in der Regel sind es die gleichen, die Personen auch veranlassen, andere Menschen runterzumachen. Hier habe ich die häufigsten aufgelistet, die auch Beweggründe für Beleidigungen sein können:

» Warum Menschen andere schlechtmachen – 10 Gründe


Differenzierung 2

Auch möglich: Die Beleidigung hat nichts mit Ihnen zu tun

Die beleidigende Person steckt selbst in einer belastenden Ausnahmesituation, etwa weil sie vor Kurzem von ihrem Partner bzw. ihrer Partnerin verlassen, ihr Job gekündigt wurde, einen geliebten Menschen verloren hat, gesundheitlich angeschlagen ist – und durch diese psychische Überforderung unangemessen reagiert hat.

Dann hat die Beleidigung weniger etwas mit Ihnen persönlich zu tun, sondern hätte wahrscheinlich jede andere Person auch treffen können. Sie waren einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.

Dass man bei schlechter Laune oder in einer belastenden Situation oft unangemessen reagiert, kennt man wahrscheinlich auch von sich selbst.


Differenzierung 3

Wer beleidigt mich? „Schmerzempfinden“ von der Person abhängig

Eine weitere Differenzierung besteht in der Person, die Sie beleidigt hat. Ist es ein vertrauter oder ein Ihnen unbekannter Mensch?

Eine Ihnen vertraute Person

Werden Sie von einer Ihnen bekannten Person beleidigt, „schmerzt“ das immer mehr als von einer, der Sie nicht nahestehen.

Je enger die Beziehung, desto größer wird die wahrgenommene Verletzung sein und desto länger wird die Kränkung nachwirken und werden die Wunden zum Heilen benötigen.

Eine unbekannte Person

Erfolgt die beleidigende Handlung oder Äußerung hingegen von einer Person, die Sie nicht näher kennen – beispielsweise eine unflätige Geste oder Beschimpfung im Straßenverkehr –, wird diese Beleidigung Sie wahrscheinlich weitaus weniger berühren als durch eine vertraute Person.

Immens ärgern ja, aber tief verletzen wohl eher nicht.


Differenzierung 4

Ausrutscher oder Wiederholung?

In der „Bewertung“ der Beleidigung sollte auch berücksichtigt werden, ob es von der jeweiligen Person ein einmaliger Ausrutscher oder eine Wiederholung war.

Situationsbedingter Ausrutscher

In einem Streit oder einer Diskussion gehen die Wogen hoch, Emotionen schaukeln sich auf und schon kommen einem in der Hitze des verbalen Gefechts Worte über die Lippen, die man so niemals sagen wollte und die man schon Millisekunden später bereut.

Bei so einem Ausrutscher fällt das Verzeihen in der Regel leichter als bei „Wiederholungstätern“.

Wiederholende Beleidigungen

Wenn Sie von ein und derselben Person immer wieder beleidigt und verletzt werden, dann sollten Sie die Gründe hierfür nicht bei sich suchen, sondern immer bei der beleidigenden Person, ihre Motive hinterfragen und dann entsprechend reagieren.

Werfen Sie hierfür nochmals einen Blick auf die möglichen Motive, die ich oben unter „Differenzierung 1| Mögliche Gründe für eine Beleidigung“ genannt habe.


Differenzierung 5

Ist es tatsächlich eine Beleidigung?

Was durchaus auch vorkommen kann:

Jemand sagt zu Ihnen etwas, das Sie als verletzend empfinden. Aber nur Sie. Der Person ist diese Beleidigung gar nicht bewusst, auch dritte Personen empfinden die Worte nicht als verletzend.

Das kann dann daran liegen, dass Sie die getätigte Aussage aufgrund Ihrer persönlichen Vorgeschichte, Ihrer Werte und Prinzipien oder aufgrund von Unsicherheit und geringem Selbstbewusstsein als ungut wahrnehmen.

Die Person hält Ihnen durch ihre Aussage quasi einen Spiegel vor, der Ihnen Ihre wunden Punkte vor Augen führt.

Mit folgenden drei Reflexionsfragen können Sie Ihrem eigenen Empfinden auf den Grund gehen:

  1. „Warum trifft mich diese Aussage/Handlung so sehr?“
  2. „Was genau hat mich daran verletzt und warum nehmen die anderen es nicht als Beleidigung wahr?“
  3. „Warum nagt es an meinem Selbstbewusstsein?“ (Vielleicht liegt es an einem geringen Selbstwertgefühl.)

Differenzierung 6

Andere Länder, andere Sitten

Länderspezifische und kulturelle Unterschiede will ich der Vollständigkeit halber hier auch kurz erwähnen. So kann etwa eine Geste, die in unseren Breitengraden als „normal“ wahrgenommen wird, in einem anderen Land oder Kulturkreis als Affront empfunden werden.

Wie mit einer Beleidigung umgehen? 8 Reaktionen

Grundsätzlich gilt: Wenn man den Grund bzw. die Motivation hinter einer Beleidigung erkennt, lässt sich gezielter darauf reagieren bzw. besser damit umgehen.

Nach der Differenzierung von Beleidigungen nun zu deren Umgang. Abhängig von der Art der Kränkung können unterschiedliche Reaktionen angemessen sein.

Mögliche Reaktionen auf Beleidigungen/Kränkungen:

1. Ignorieren

Werden Sie mit voller Absicht gekränkt, so erwartet oder erhofft sich die Person eine Reaktion von Ihnen. Womit sie nicht rechnet: dass ihre Beleidigung ignoriert wird.

Durch das Ignorieren oder die offen zur Schau gestellte Gleichgültigkeit reduzieren Sie die Angriffsfläche, schränken die Machtposition der Beleidiger ein und gewähren ihnen nicht die erwartete Genugtuung. 

Dem Ball ausweichen:

Ähnlich wie Ihnen jemand den Ball zuwirft, und Sie weichen einfach aus, lassen ihn davonrollen, ohne sich weiter darum zu kümmern. Alles andere als befriedigend für den Ballwerfer. Der Beleidiger ist beleidigt!

2. Kontern

Das Ziel von Beleidigungen sind oft Personen, von denen keine Gegenwehr zu erwarten ist, die in ihrem Verhalten und ihrer Körpersprache eine Opferhaltung einnehmen und sich dadurch noch angreifbarer machen.

Wenn sich die „Opfer“ wehren und kontern, sind die verbalen Angreifer irritiert.

Tipp:

Um sich gegen verbale Attacken zu wappnen und sicher zu kontern, können Sie Affront-Situationen mit einer Ihnen vertrauten Person durchspielen – ähnlich wie Rettungskräfte Extremsituationen immer und immer wieder üben, um dann sicher und souverän zu agieren.

Üben Sie im Rollenspiel mögliche Antworten auf dumme Sprüche und beleidigende Bemerkungen. Kontern Sie mit fester Stimme in aufrechter Haltung und selbstbewusster Körpersprache.

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3. Lachen/Humor

Auch eine Form des Konterns: Ein Lachen wirkt wie ein Abwehrschild gegenüber einer absichtlichen Beleidigung, denn die Person erwartet sich als Reaktion mit Sicherheit kein Lachen und ist wohl erst einmal irritiert.

Und Sie werden durch den verbalen Angriff nicht in eine Abwehrstellung gedrängt.

Auch mit einer humorigen, schlagfertigen Antwort können Sie eine angespannte Konfliktsituation entspannen.

4. Grenzen aufzeigen

Kommunizieren Sie ganz deutlich Ihre Grenzen, wenn der beleidigenden Person nicht bewusst ist, dass sie diese überschritten und Sie verletzt hat.

Ähnlich wie bei Kindern, die Grenzen ausloten, oft klar kommuniziert werden muss:

„Bis hierher und nicht weiter!“

Erst dann kennen sie diese Grenzen und werden sie zukünftig (hoffentlich) akzeptieren.

5. (Übertriebene) Freundlichkeit

Noch eine Reaktion, die von Beleidigern eher nicht erwartet wird: Freundlichkeit. Und je ausfallender die verbale Attacke, desto (aufgesetzt) freundlicher und ruhiger Ihre Reaktion.

6. Distanzieren

Oft kann die beste Reaktion darin liegen, auf Distanz zu gehen. Den Raum verlassen oder generell den Kontakt bzw. die gemeinsame Zeit soweit wie möglich einschränken, um so keine weitere offene Angriffsfläche für Verletzungen und Beleidigungen zu bieten.

Denn man sollte sich zugestehen, gehen zu dürfen, wenn einem das Bleiben nicht guttut.

7. Schriftlich reagieren

In der erhitzten Situation fällt es oft schwer, die richtigen Worte zu finden und angemessen zu kontern. Oft bietet sich die Möglichkeit, mit etwas Abstand in einem Schreiben zu reagieren und darin die eigenen Gefühle kundzutun sowie die passenden Worte zu finden.

So ein Schreiben kann richtig befreiend wirken.

8. Verzeihen

Es kommt natürlich immer auf die Umstände und das „Maß“ der Beleidigung an. Vielleicht liegt in der gemachten Aussage sogar ein kleines Stück Wahrheit. Dann ist man eher bereit, zu verzeihen. Und das Verzeihen selbst erleichtert das Loslassen.

Fazit:

Welche Reaktion angemessen ist, hängt von der Form und dem Ausmaß der Beleidigung, von der Situation, von der jeweiligen Person, von Ihrem Verhältnis zu dieser Person und letztlich von Ihrer Persönlichkeit ab.

Wie auch immer Sie auf die Kränkung reagiert haben, akzeptieren Sie Ihre Reaktion, gestehen Sie sich Ihre Gefühle zu. Machen Sie sich keine Selbstvorwürfe, haben Sie keine Scham. Sie haben immer die Möglichkeit, bei der nächsten Beleidigung anders zu reagieren.

32 allgemeine Kontersätze auf Beleidigungen

Im Folgenden noch allgemeine Kontersätze. Prägen Sie sich Ihre Favoriten ein, um Sie dann bei Bedarf – z. B. bei Beschimpfungen – schlagfertig parat zu haben.

Allerdings gilt es, die Antwort mit Bedacht zu wählen, denn je nach Situation und Person kann sie deeskalierend, aber auch eskalierend wirken.

Siezen Sie die Person, ersetzen Sie einfach die Du- durch die Sie-Anrede.

  1. „Das tut mir leid für dich, dass du das so siehst.“
  2. „Ich würde dir ja gern recht geben, aber dann haben wir beide Unrecht [oder liegen wir beide falsch].“
  3. „Das ist deine Meinung. Man kann das so sehen, oder auch nicht. Ich sehe das ganz anders.“
  4. „Ich werde darüber nachdenken und gebe dir dann Bescheid.“ … „Auch darüber werde ich nachdenken und dir dann Bescheid geben.“ … „Aha, noch etwas zum Nachdenken.“ …
  5. „Stimmt zum Teil. Zu einem kleinen Teil. Zu einem winzigen Teil. Der Rest stimmt nicht.“
  6. [Lachend:] „So offen warst du mir gegenüber noch nie!“
  7. „Sprich ruhig weiter, lass es raus. Das tut gut.“
  8. „Entschuldigung, jetzt musste ich fast/kurz/wirklich lachen.“
  9. „Wenn ich du wäre, dann wäre ich lieber ich.“
  10. „Fühlst du dich besser, wenn du andere so beleidigst?“
  11. „Formuliere das bitte sachlich, ohne zu beleidigen. Dann höre ich dir zu.“
  12. „Ich habe dich durchschaut. In deinem Inneren bist du unsicher und willst besser dastehen, indem du mich/andere schlecht machst!“
  13. „Seltsam, was du von dir gibst. Erklär mir bitte doch, warum du mich absichtlich beleidigst.“
  14. „Ich empfinde … [Aussage/Verhalten] als verletzend. Was genau willst du damit bezwecken?“
  15. „Kannst du das konkretisieren/konkrete Beispiele nennen?“ [Insbesondere bei pauschalierenden Vorwürfen]
  16. „Kannst du das mit anderen Worten erklären/sagen?“
  17. „Das ist dein Problem, nicht meines.“
  18. „Ich habe das nicht verstanden. Was genau willst du mir damit sagen?“
  19. „Ich höre dich sehr gut, aber ich verstehe dich leider überhaupt nicht.“
  20. „Es ist besser, wenn du dich auf sachliche Argumente konzentrierst, anstatt zu beleidigen.“
  21. „Ich bin mir sicher, dass du bessere Worte findest, um deine Meinung auszudrücken.“
  22. „Beleidigungen sind immer ein Zeichen von Schwäche/fehlenden Argumenten.“
  23. „Ich bin nicht bereit, auf Beleidigungen zu reagieren. Hast du auch sachliche Argumente?“
  24. „Ich bin nicht interessiert an einer Unterhaltung mit Beleidigungen.“
  25. „Ich respektiere deine Meinung, aber Beleidigungen akzeptiere ich nicht.“
  26. „Deine Beleidigungen zeigen nur, dass du keine sinnvollen Argumente hast.“
  27. „Kannst du auch respektvoll kommunizieren oder fühlst du dich nur dann besser, wenn du andere beleidigen kannst?“
  28. „Beleidigungen sind immer ein Zeichen von Schwäche, nie von Stärke.“
  29. „Wenn es dir dann besser geht, gebe ich dir gern recht.“
  30. „Um das beurteilen zu können, müsste es mich interessieren.“
  31. „Ich könnte jetzt darauf ausführlich antworten, aber dazu habe ich jetzt weder Zeit noch Lust.“
  32. „Ich bin mir zu wertvoll, um mich mit deinen Beleidigungen auseinanderzusetzen.“

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Eine Geschichte: Heute hat mir mein Freund ins Gesicht geschlagen

Abschließend noch eine Geschichte, die mir sehr gefällt. Sie handelt von Beleidigung und Verzeihen:

Zwei Freunde schleppten sich durch die Wüste. Plötzlich gerieten sie in einen heftigen Streit. Dabei schlug der eine dem anderen im Zorn ins Gesicht.

Ohne ein Wort zu sagen, kniete der Geschlagene nieder und schrieb folgende Worte in den Sand:

„Heute hat mir mein Freund ins Gesicht geschlagen.“

Dann wanderten sie schweigend weiter, bis sie zu einer Oase kamen. Sie beschlossen, in den Teich zu springen. Der Freund, der geschlagen worden war, blieb plötzlich im Schlamm stecken und drohte zu ertrinken. Sein Freund rettete ihn in letzter Minute.

Nachdem sich jener, der beinahe ertrunken war, erholt hatte, nahm er einen Stein und ritzte in diesen folgende Worte:

„Heute hat mir mein bester Freund das Leben gerettet.”

Der Freund, der den anderen geschlagen und auch gerettet hatte, fragte erstaunt:

„Als ich dich gekränkt hatte, hast du deinen Satz nur in den Sand geschrieben, aber nun ritzt du die Worte in einen Stein. Warum schreibst du diese Worte nicht auch hier in den Sand?”

Der andere antwortete ihm:

„Wenn uns jemand kränkt oder beleidigt, sollten wir es in den Sand schreiben, damit der Wind des Verzeihens es wieder löschen kann. Aber wenn jemand etwas tut, was für uns gut ist, dann können wir das in einen Stein gravieren, damit kein Wind es jemals löschen kann.”

Autor unbekannt


Wie gehen Sie mit Beleidigungen um, wie reagieren Sie darauf?

4.6/5 – (86 votes)


Kommentare

  • Marten

    Das Beispiel mit dem Ball und Ignorieren ist super :)) muss ich mir merken.

    LG
    Marten

  • Toldo

    Wenn mir jemand blöd kommt, reagiere ich genau so wie er zu mir. Wie er mir, so ich ihm, man muss sich nix gefallen lassen.

    Wer alles nur runterschluckt, macht sich selber nieder und krank.

    • Tina

      Hallo Toldo, man soll die Beleidigungen auch nicht einfach runterschlucken, man soll diese erst gar nicht an sich rankommen lassen. Gruß Tina

  • Claudia Grundler

    Lieber Herr Heidenberger,

    ich bin immer wieder begeistert, wie Sie sich einem Thema allumfassend widmen und Aspekte einbringen, auf die ich so nie gekommen wäre. Chapeau!

    Liebe Grüße

    Grundler Claudia

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Danke schön, Frau Grundler!

  • Solomann

    Verletzte Menschen verletzen Menschen. Das habe ich mal irgendwo gehört und mir gemerkt und das ist sicher so.

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Ein einprägsamer Satz, der in vielen Fällen wohl sehr zutreffend ist. Danke!

  • Birgit

    Guter Artikel, den Punkt 2 finde ich richtig und wichtig, denn ich habe auch mal einen schlechten Tag und dann kann es schon vorkommen, dass ich grantig reagiere, wenn etwas nicht passt. Das hat dann nix mit dem anderen zu tun.

  • Maier Andreas

    Das mit dem Ball ist gut. Werde in Zukunft auch “einfach auf die Seite gehen”.

  • Madlen

    Ich bin ein Fan der gewaltfreien Kommunikation, dennoch ist es wichtig, sich auch zu wehren.

    Ich musste feststellen, dass ich unterdrückter Wut aus meiner Kindheit und Jugend manchmal freien Lauf ließ, dies aber als erwachsene Person unangemessen war.

    Grund ist, dass ich mich früher aus Selbstschutz nicht wehren konnte. Sowas sollte man auch wissen, damit man achtsamer auf sich selbst schauen kann. Ich selbst habe kein Interesse daran, der anderen Person Macht über mich zu verleihen.

  • Diana

    Wow! Das ist genau das, wonach ich schon lange gesucht habe! Tausend Dank für diesen Artikel! Ich sammle seit einiger Zeit Sätze, die ich einsetzen könnte…Aber diese sind viel besser!
    Ihre Artikel sind echt klasse und bereichern mein Leben enorm! Das wollte ich nicht mehr missen!

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Das freut mich. Danke!

  • Anja

    Dieser Artikel zum Umgang mit ungerechtfertigter Kritik bzw. täglichen Beleidigungen kommt für mich gerade zur rechten Zeit.

    Ich arbeite derzeit befristet in der Personalabteilung mit einer einzigen Kollegin zusammen, die schon 28 Jahre im Betrieb ist. Ich verfüge über insges. 25 Jahre Berufserfahrung im kaufmännischen Bereich, u.a. über 10 Jahre im Vertrieb von Industrieunternehmen, weitere 10 Jahre als Assistentin der Geschäftsleitung und 3 Jahre als allein verantwortliche Bürokraft in Handwerksbetrieben inkl. der Lohnbuchhaltung.

    Zwei Wochen nachdem ich dort angefangen hatte – es war der 14. Februar, Valentinstag – der Tag der Liebe – wurde ich das erste mal heftig beleidigt. Als Personalsachbearbeiterin bin ich die dritte Mitarbeiterin an dieser Stelle. Eine Dame hat nach 6 Wochen das Handtuch geworfen, die andere nach 4 Wochen – das hätte mir eine Warnung sein müssen.

    Meine Kollegin ist im Hause sehr geschätzt, doch arm dran ist derjenige, der ihren Launen und täglichen diffusen Erniedrigungen im totalen Abhängigkeitsverhältnis ausgesetzt ist. Sie allein schreibt meine Beurteilung zur Probezeit und das Arbeitszeugnis. Ich begegne ihr immer sehr freundlich und lobe z.B. ihr Kleid oder frag nach ihrer Tochter, dem Hund, etc.

    Ein kleiner Versuch, ihre Kritik einmal in Frage zu stellen, wurde sofort zum Anlass genommen, mir direkt die nächsten “Verfehlungen” auf das Butterbrot zu schmieren. (Es geht dabei sehr oft z.B. nur um einen Stempel, der schief sitzt oder meine Handschrift, dass Unterlagen exakt gerade übereinandergestapelt sein müssen oder andere 100 Unwichtigkeiten. Natürlich sind in der Anlernphase auch kleine Fehler, die einem neuen Mitarbeiter logischerweise unterlaufen, dabei.) Nach 5 Wochen sollte man fehlerfrei funktionieren.

    Sie nimmt sich als Maßstab, aber es gibt keine anderen Götter neben ihr! Lob hat es einmal ganz kurz nach einem halben Jahr gegeben. Diese Kollegin ist Einzelkämpferin, besitzt wenig soziale Intelligenz und musste noch nie mit Arbeitslosigkeit oder schlecht bezahlten Jobs kämpfen. Sie kann sich gar nicht in so etwas hineinversetzen und nutzt die Situation schamlos aus, dass ich mich nicht wehren kann, ohne dass es berufliche Konsequenzen für mich hätte. Dabei war ich einmal ein so selbstbewusster Mensch…

    Wie soll man da herauskommen? Ein Trost ist, dass es in wenigen Monaten vorbei sein wird – doch mit 56 Jahren wartet da wieder nur ein Arbeitsmarkt, der Menschen mit 50+ nicht will.

    • Gudrun

      Hallo Anja,

      die Situation scheint wirklich schwierig zu sein, ist sie es tatsächlich? Gibt es keinen Vorgesetzten über dieser Kollegin?

      Diese Kollegin wird eventuell in Ihrem Unternehmen geschätzt, aber wirklich von jedem Mitarbeiter, bzw. Vorgesetzten?

      Ich glaube fest daran, dass eine Unternehmensführung diese Unstimmigkeiten merkt, dass neue Mitarbeiter in Ihrer Abteilung manchmal fluchtartig das Unternehmen wieder verlassen und sich über diese Auswirkungen ihre eigenen Gedanken machen.

      Aber, was kann man praktisch tun, um im Fall eines Falles etwas in der Hand zu haben? Schreiben Sie bitte kurze Tagesprotokolle mit Datum, Uhrzeit, Anlass und der Beschwerde über die Ausführung Ihrer Arbeit. Dann können Sie zum einen nach der Arbeit noch einmal in Ruhe überlegen, ob die Kritik gerechtfertigt war und wenn sie es nicht war, Ihre eigene Begründung hinzufügen.

      Zum anderen können Sie sich überlegen, was Sie darauf freundlich und ruhig antworten könnten, um es demnächst auch genau so, in einem ähnlichen Fall, anzuwenden.

      Was noch wichtiger ist, sammeln Sie diese Vorkommnisse, um sich bei einer Eskalation, in Ihrer Situation, an Ihren Chef wenden zu können und ihm dann mit Hilfe Ihrer sachlichen Aufzeichnungen Ihre unhaltbare Situation vor Augen führen zu können.

      Ganz wichtig, schauen Sie sich nach einem Unternehmen um, das Ihre Arbeit zu schätzen weiß, rein schon aus Selbsterhaltungsantrieb. Glauben Sie mir als Unternehmerin von 300 Mitarbeitern bitte eines, Menschen mit guten Qualifikationen werden gesucht und 50+ ist überhaupt kein Grund mehr zu verzweifeln und den Kopf hängen zu lassen. Denn was die Jüngeren mit etwas mehr an Schnelligkeit (manchmal auch Schnodderigkeit) bringen, das macht Sie mit Ihrer Erfahrung und Ihrem Arbeitseifer längst wieder wettbewerbsfähig.

      Machen Sie einfach, wie Sie es gewohnt sind, einen guten Job, und Fehler gibt es überhaupt nicht, sondern wir machen alle unsere Erfahrungen und daraus lernen wir wie etwas gut funktioniert.

      Übrigens, manchmal wissen Chefs, dass es in einer Abteilung nicht so richtig rundläuft, scheuen sich aber dieses Problem anzugehen, denn auch Chefs sind nur Menschen. Wenn dann aber der Stein ins Rollen kommt, dann handeln Sie auch und zwar mit einer Konsequenz, dass alle auf einmal nur noch die Luft anhalten und in Deckung gehen.

      Also, nur Mut auch zur Lücke durch die Sie schlüpfen können, denn gute Mitarbeiter werden gesucht und zwar händeringend.

  • loris

    der artikel ist das beste, was ich zu diesem thema je gelesen haben.

  • Hedwig

    Danke für Ihre wertvollen Artikel und dass Sie sich die Zeit nehmen, solche Themen so umfangreich aufzuarbeiten und mit uns zu teilen!

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Danke für die netten Worte!

  • Jacqualine

    Danke für diesen wertvollen Artikel!

  • Nora

    Diese Tipps sind sehr wertvoll und ich wünschte, ich hätte diese schon viel früher für mich verinnerlichen können.

    Ich hatte in der Vergangenheit die Situation mit einer Kollegin, die in einer für mich völlig harmlos wirkenden Situation einen Satz sagte, den niemand außer mir hören konnte, den ich als ziemlich überflüssig empfand und auch als Öl in das ohnehin schon lodernde Feuer zwischen uns beiden.

    Außerdem hat mich dieser Satz verwundert, aber auch ein wenig gekränkt. Sie hat mich dabei nicht einmal angesehen. Ich habe gelacht, als ich es hörte und hoffe heute noch, dass mein Lachen von ihr nicht als Unsicherheit (so habe ich mich in der Situation definitiv gefühlt) wahrgenommen wurde. Aber andererseits: warum auch nicht! Unsicherheit mag für andere ja gern als Schwäche wahrgenommen werden. Ich finde aber, Unsicherheit einfach nur menschlich.

    Ihre Sätze helfen mir aber, mich in meiner Unsicherheit in manchen Situationen besser zu fühlen.

    Herzliche Grüße

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Vielen Dank für Ihren Erfahrungsbeitrag, Nora! Und ja, Sie haben vollkommen recht: Unsicherheit ist einfach nur menschlich.

  • Adrian

    Hallo,

    ich beschäftige mich mit dem Reagieren auf Beleidigungen. Und bin mir sehr unsicher darüber.

    Sie haben mir zwar sehr geholfen, aber dennoch frage ich mich, ob ignorieren wirklich so gut ist wie es jeder sagt. Wann soll ich aufhören zu ignorieren? Wann soll ich kontern?

    Was soll ich tun, wenn meine Freunde beleidigt werden? Ich wenn es um Freunden geht, sollte man es nicht ignorieren. Wissen Sie vielleicht, was ich in Situationen tun soll, wenn ein Unbekannter mich beleidigt. Es ist wirklich schwer dieses Thema.

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Hallo Adrian,

      es gibt leider keine „allgemeingültige“ Reaktion auf Beleidigungen. Es kommt immer auf die Umstände an. Wie ich schon in meinem Fazit geschrieben habe:

      „Welche Reaktion angemessen ist, hängt von der Form und dem Ausmaß der Beleidigung, von der Situation, von der jeweiligen Person, von Ihrem Verhältnis zu dieser Person und letztlich von Ihrer Persönlichkeit ab. Wie auch immer Sie auf die Kränkung reagiert haben, akzeptieren Sie Ihre Reaktion, gestehen Sie sich Ihre Gefühle zu. Machen Sie sich keine Selbstvorwürfe, haben Sie keine Scham. Sie haben immer die Möglichkeit, bei der nächsten Beleidigung anders zu reagieren.“