Mit der Familie auf WELTREISE: von großartigen & weniger schönen Momenten

Die weltweit fortschreitende Digitalisierung hat durchaus ihre kritikwürdigen Seiten, aber sie eröffnet auch zahlreiche neue Möglichkeiten.

Eine für viele Menschen besonders reizvolle stellt das ortsunabhängige Arbeiten dar. Etwa auf der Welt unterwegs sein und an Orten zu arbeiten, die andere nur vom Urlaub her kennen.

Allein oder mit dem Partner als sogenannter digitaler Nomade auf der Welt unterwegs zu sein, ist bereits eine große Herausforderung. Sich als Familie mit minderjährigen Kindern auf ein solches Abenteuer einzulassen, ist nochmals eine andere Dimension.

Die Ebachs: Ben, Nicole, Saša & Martin

Familie Ebach – Saša, Nicole und ihre zwei Söhne Ben und Martin – haben es gewagt. Sie haben ihren Wohnsitz in Deutschland abgemeldet und sind im Juni 2018 zu einer Weltreise auf unbestimmte Zeit aufgebrochen.

Und weil ich Saša schon lange persönlich kenne, habe ich ihn dazu befragt.

Saša erzählt in diesem Interview von Widrigkeiten, aber auch von großartigen Momenten, die das Abenteuer mit sich bringen kann. Er gibt zahlreiche Insidertipps, gewährt Einblicke in die Kosten und lässt wissen, was es für die Vorbereitung der Weltreise alles zu berücksichtigen galt.

Aber lesen Sie selbst. Vielleicht verspüren Sie auch die Sehnsucht, alles mal für längere Zeit hinter sich zu lassen – oder sogar gemeinsam mit der Familie auszusteigen.


Saša, digitalen Nomaden wird häufig nachgesagt, dass sie von irgendetwas davonlaufen. ;-) Was hat euch dazu bewogen, euren Wohnsitz in Deutschland abzumelden und auf unbestimmte Zeit in die weite Welt aufzubrechen? Gab es ein ausschlaggebendes Erlebnis?

Nein, ein einzelnes ausschlaggebendes Erlebnis gab es nicht. Eher viele kleine Erlebnisse über das letzte Jahrzehnt verteilt. Wir haben unser Unternehmen von Anfang an so aufgebaut, dass es jederzeit möglich ist, ortsunabhängig zu werden. Das war uns immer sehr wichtig.

Wir haben die meiste Zeit kein Büro angemietet und von zu Hause aus gearbeitet, weil wir immer wussten, dass wir eines Tages einfach losziehen wollen.

Und wir sind wohl eher nicht vor etwas weggelaufen, sondern mehr zu etwas hingelaufen.

Nicole und ich sind beide Mitte 40 – das ist genau der richtige Zeitpunkt, um herauszufinden, ob es im Leben noch etwas anderes gibt. Andere würden wahrscheinlich sagen, dass wir voll in der Midlife-Crisis stecken, womit sie wahrscheinlich gar nicht Unrecht hätten, denn so definiert sich ja der Begriff.

Für uns ist es ein alternativer Lebensplan. Also nicht etwa bis zur Rente arbeiten und dann mit dem Reisen beginnen – falls man denn Glück hat und dann noch lebt oder noch gesund genug ist.

Außerdem ist unser ältester Sohn mittlerweile schon 14 Jahre alt. Und da stellte sich eben die Frage, wie lange wir mit den Kindern zusammen überhaupt noch reisen könnten.

Wir wollten die Erlebnisse einer Weltreise unbedingt zusammen haben, um später, wenn unsere Kinder erwachsen sind und vielleicht selber eine Familie haben, gemeinsam auf diese Erlebnisse zurückblicken zu können.

Wir sehen die Weltreise auch als Investition in die Beziehung mit unseren Kindern.

Viele Familien gehen mit Kindern im Vorschulalter auf Weltreise – einfach mal auf YouTube nach „Familien auf Weltreise“ recherchieren, da findet man etliche Beispiele (die wir alle lieben).

Nachdem wir alle Pros und Kontras abgewägt hatten, blieb zum Schluss nur noch die Frage: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“

So sieht es aus, wenn man sich in Deutschland abgemeldet hat …

Wie ist der gemeinsame Entschluss zur Weltreise gefallen?

Mit den Kindern haben wir das erste Mal im Oktober 2017 über unsere Pläne gesprochen – sie dabei aber nicht vor vollendete Tatsachen gestellt.

Unsere Vereinbarung war, dass wir gemeinsam am Silvesterabend die Entscheidung fällen, ob wir tatsächlich auf Weltreise gehen. In diesen zweieinhalb Monaten haben wir viel mit den Kindern geredet, alle möglichen Vor- und Nachteile erörtert und dann am Silvesterabend eine Abstimmung gemacht.

Wenn sich nur einer gegen die Weltreise ausgesprochen hätte, wären wir nicht losgezogen.

Wer nicht auf Weltreise gehen wollte, der sollte bei der Abstimmung einfach die Hand heben. Das hat niemand gemacht. Also war der Entschluss gefasst und die tatsächliche Planung konnte beginnen.

Wie war die Vorbereitung für dieses große Abenteuer, was galt es zu berücksichtigen?

Ursprünglich wollten wir im Oktober/November 2018 losziehen. Aber wir mussten den Abreisetermin auf Juni 2018 vorziehen. Und dann wurde es hektisch, denn wir hatten nur noch wenige Monate, um alles zu regeln.

Dann hatten wir im Februar einen Flug für 600 € für 4 Personen nach Bangkok bekommen.

Das Ticket tatsächlich zu buchen, war ein besonderes Gefühl. Es hatte unseren Plänen eine offizielle Bestätigung gegeben. Jetzt hatten wir den Starttermin schwarz auf weiß.

Die dann folgenden Monate waren sicher die stressigsten in unserem Leben. Wir mussten alles planen:

  • die Neugründung,
  • Liquidation der alten Firma,
  • Beantragung von internationalen Konten für die neue Firma,
  • den Abverkauf aller Sachen,
  • die Impfungen,
  • Reisepässe, Visen,
  • internationale Führerscheine,
  • Abmeldungen, Kündigungen von allen möglichen Verträgen,
  • Verabschiedungen, letzte Treffen, die Abschiedsfeier,
  • den Antrag auf Beurlaubung der Kinder in der Schule,
  • Renovierungsarbeiten, Hausübergabe,
  • Sperrmüll, Fahrten zu den Müllhalden,
  • Backups aller Daten, Digitalisieren aller Familienfilme, Einscannen aller Familienbilder für die Dropbox,
  • Verkaufen von etlichen Sachen über eBay,
  • Anschaffungen aller Reiseutensilien, Medikamente,
  • letzte Arztbesuche, Zahnarzt (Beißschienen).

Die Liste wollte einfach kein Ende haben. Bis wir dann endlich im Flugzeug saßen. Dann war es geschafft und wir konnten wieder durchatmen.

Vom Entschluss bis zum Aufbruch – was waren die größten Hürden?

Bürokratisch wurden uns keine Steine in den Weg gelegt. Dafür muss man Deutschland loben. Es ist ein freies Land und wer es (temporär) verlassen will, der kann das einfach tun.

Selbst die Schul- und die Steuerpflicht werden dann aufgehoben. Hoffentlich bleibt das auch so. ;-)

Die größte Hürde war sicherlich, das Haus leer zu bekommen und sich des ganzen Besitzes, der sich über Jahrzehnte angesammelt hat, zu entledigen. eBay-Kleinanzeigen war nachher unser größter Freund. Viele Sachen haben wir auch an Freunde, Nachbarn und Verwandte abgegeben.

Uns hat überrascht, dass es den Kindern so leichtgefallen ist, sich von ihrem eigenen Spielzeug zu trennen. Lego? Kann weg. Der liebgewonnene Ghettoblaster? Brauche ich nicht mehr. Da floss keine einzige Träne.

Etwas Aufwand hat die Abwicklung der deutschen Firma gekostet. Das ist in Deutschland ein ganz schön aufwendiges und teures Prozedere.

Was hättest du jetzt im Nachhinein hinsichtlich Planung anders gemacht oder noch berücksichtigen können?

Wir haben versucht, uns gegen alles impfen zu lassen. Ein Problem war, dass wir uns zuerst von der Hausärztin haben beraten lassen. Wir hätten am besten direkt zum Tropenmediziner gehen sollen bzw. zu einem Experten. Denn nachher hat das mit den Zeitintervallen zwischen den Impfungen nicht mehr optimal funktioniert.

Wir mussten also mit einer nicht 100-prozentigen Impfdeckung losziehen und den Rest dann im nächstmöglichen Land nachholen. Hier in den Tropen, also in Thailand, Indonesien etc. ist das aber nicht so einfach. Hier gibt es größtenteils nicht die gleichen Präparate wie in Deutschland.

Jetzt werden wir es in Australien mit den Auffrischungen versuchen. Das Coole ist, wir können uns sogar per Skype von unserem Arzt in Deutschland beraten lassen. Also sind wir hoffentlich gut beraten – nach deutschem Standard, der weltweit sicherlich einzigartig ist.

Ihr seid jetzt seit Juni etwa ein halbes Jahr unterwegs. Welche waren eure bisherigen Stationen?

Bis jetzt führte uns unsere Reise nach

  • Thailand (Bangkok, Koh Samui, Krabi),
  • Singapur, Malaysia (Johor Bahru) und
  • Indonesien (Bali, Lombok).

Immer wieder beeindruckend: die Sonnenuntergänge auf Krabi (Thailand)

Ist eure Route – zumindest die nächsten Zielorte – fix geplant oder seid ihr da eher flexibel?

Wir planen nicht weiter als ca. 2–3 Monate im Voraus. Und wenn wir ein neues Land bereisen, dann wollen wir auch eine Weile dort bleiben.

Wir wollen Länder und die Menschen, aber auch die Kultur besser kennenlernen; ein Gefühl dafür bekommen, wie es in diesem Land tatsächlich ist.

Es gibt andere Weltreisende, die sind nur jeweils 1–2 Wochen in einem Land, versuchen dann, so viele Länder wie möglich von der Liste zu streichen, nur um dann irgendwann sagen zu können, dass sie in jedem Land der Welt waren. Das ist nicht unser Ding.

Und eure nächste Station?

Unsere nächste Station ist Sydney, Australien. Dort haben wir über Weihnachten und Neujahr einen Housesit über TrustedHouseSitters.com erhalten. Wir dürfen also auf das Haus einer Familie aufpassen, die selbst auf Reisen geht. Die Mutter ist ebenfalls Deutsche und vor längerer Zeit nach Australien ausgewandert – wahrscheinlich der Grund, warum wir neben vielen anderen Bewerbern den Zuschlag erhalten haben.

Das Coole am Housesitten: Man zahlt keine Miete. Im Gegenzug passt man auf das Haus und die Haustiere auf. Perfekt für uns, da wir das die letzten 10 Jahre auch immer für unsere Nachbarn gemacht haben.

Australien ist immer schon unser großer Traum gewesen. Ursprünglich wollten wir 2012 schon einmal nach Australien auswandern. Wir haben einige Zeit daran geplant, aber es ist letztendlich an den Finanzen gescheitert. Als Europäer braucht man für Australien auf jeden Fall ein relativ großes finanzielles Sicherheitspolster.

Australien war schon damals sehr teuer und dieser Trend hat sich bis heute fortgesetzt. Als normal Reisende könnten wir uns aktuell Australien nur schwer leisten. Da kommt so ein Housesit sehr gelegen. Solange wir neue Housesits in Australien finden, können wir (für drei Monate, solange geht das Visum) mietfrei das Land bereisen.

Wir freuen uns sehr darauf, mit der Weihnachtsmütze bei 40 °C Hitze am 24.12. am Bondi-Beach baden zu gehen und das großartige Silvesterfeuerwerk an der Sydney Harbour Bridge mitzuerleben.

Und welche Länder habt ihr nach Australien noch geplant?

Grob wollen wir noch ganz Südostasien bereisen, aber auch Ostasien (Südkorea, Taiwan, Japan). Dann Südamerika (Uruguay, Paraguay, Brasilien, Chile, Peru, Ecuador, Kolumbien), dann Mittelamerika (Panama, Costa Rica), danach Indien, Sri Lanka, China und die Mongolei.

Ach, da gibt es noch Neuseeland und die Südsee. Und auch Nordamerika und Afrika wollen erkundet werden. Das ist eine Menge, aber wir haben keine fixe Liste. Wenn der Flug billig ist, dann fliegen wir weiter.

Welche Voraussetzungen muss ein Ort überhaupt erfüllen, der euch einen Aufenthalt für längere Zeit ermöglicht?

Natürlich kein Krieg und keine Krisengebiete. Aber ansonsten: 2 Schlafzimmer, 2 Toiletten und Internet.

Was auch nicht fehlen darf, ist ein großer Tisch, auf dem Platz ist für 2 oder mehr Laptops. So können wir dann auch arbeiten.

Saša und Nicole bei der Arbeit …

Genial ist ein Pool, weil man sich zwischendurch doch mal abkühlen muss, wenn es jeden Tag 35 °C wird.

Gute Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel stehen ebenfalls weit oben auf unserer Liste. Hier in Kuta, wo wir uns aktuell befinden, wissen viele z. B. gar nicht, was Linsen sind. Es gibt jeden Tag Reis und Gemüse.

Fließend Wasser und Strom sind natürlich auch von großem Vorteil. Diesen hat man zwar die meiste Zeit, aber hier in Südostasien fallen Strom und Wasser manchmal einfach aus und dann muss man ein paar Stunden ohne auskommen.

Eine Sache ist noch besonders wichtig, nämlich dass es ruhig ist. Schon alleine, weil wir sehr viel Audio aufnehmen, z. B. für unsere Onlinekurse.

Aktuell fällen sie auf dem Nachbargrundstück Bäume mit der Motorsäge. Da ist es dann schwierig die nächste Folge aufzunehmen. Außerdem verbrennen sie die übrig gebliebenen Äste, was eine starke Rauchentwicklung nach sich zieht. Davon aufgeweckt zu werden, weil der Rauch durch die Klimaanlage ins Schlafzimmer geblasen wird, ist auch so eine Sache, mit der man als Reisefamilie klarkommen muss. :-)

Außerdem müssen wir unseren aktuellen Aufnahmeplan auch nach den lokalen Moscheen ausrichten. Unser Haus liegt genau zwischen 3 oder 4 Moscheen und die fangen schon um 4:00 Uhr morgens mit ihrem ersten Gesang an. Dann geht es weiter um 8:00 Uhr, um 12:00 Uhr, um 15:00 Uhr, um 18:00 Uhr und um 20:00 Uhr.

Dem Muezzin bei seinem Gesang zuzuhören, kann fast schon eine meditative Wirkung entfalten. Wenn jedoch 3 oder 4 Stimmen gleichzeitig singen, jeweils unterschiedliche Texte/Lieder und dann auch noch, wie es scheint, der junge Sohn vom Muezzin gerade lernt, zu singen, und das schon über das große Mikrofon, dann kann das leicht nervig sein.

Bei der Auswahl des Wohnortes auf Lombok (oder allgemein in einem muslimischen Land) also am besten auf Google Maps nachschauen, wo das Haus in Relation zu den umliegenden Moscheen liegt. Es sind diese Details, von denen man beim Reisen immer mehr lernt.

In welchem Land habt ihr euch bisher am wohlsten gefühlt, wo weniger?

Bisher waren wir ja nur in 4 Ländern, aber in 7 Regionen. Vielleicht ist es noch ein bisschen zu früh, um die Frage wirklich gut beantworten zu können. Je nach Lebenslage ist nämlich das eine Land oder die eine Region zu bevorzugen. Es kommt eben darauf an.

Aber bisher waren wir noch nirgends, wohin wir nicht noch mal zurückkehren würden.

Hast du ein paar Insidertipps im Zusammenhang mit den Länder und Gegenden, in denen ihr euch bisher aufgehalten habt?

Ja, die habe ich.

Bangkok (Thailand): 

Bangkok ist das Drehkreuz in Asien schlechthin. Ich glaube, gelesen zu haben, dass Bangkok mehr Touristen anzieht als Paris. Wer sich nicht daran stört, dass es in der Stadt fast überall auf den Straßen stinkt und ständig heiß und schwül ist, der kann dort auch gut leben.

Auf Wunsch auch mit jeder Menge Luxus. Für Shoppingmöglichkeiten und Unterhaltung aller Art ist gesorgt. Außerdem ist Bangkok wirklich bezahlbar – im Vergleich zu Singapur, wo es schnell sehr teuer werden kann.

So wie es bisher aussieht, können wir uns schon vorstellen, Thailand zu unserer Basis in Südostasien zu machen. Von hier aus ist alles gut zu erreichen, der Lebensstandard ist sehr hoch und gleichzeitig bezahlbar. Wenn die da nicht immer so pingelig mit den Visen wären.

Ko Samui (Thailand): 

Auf Ko Samui haben wir uns so richtig wohl gefühlt. Hier ist es als Familie sehr einfach, zu leben. Man kann sehr günstig essen gehen, hat fantastische Shoppingmöglichkeiten, diverse Märkte, Kinos und viele andere Annehmlichkeiten.

Außerdem gibt es auch Meer und Strand, allerdings ist das Surfen nicht so gut, weil der Golf von Thailand eher weniger Wellen bietet, dafür aber auch weniger Tsunami-Gefahr herrscht.

Singapur:

Wer sich extrem sicher fühlen und dabei auf nichts verzichten möchte, der fühlt sich in Singapur mit Sicherheit wohler als in Bangkok. Trotz der hohen Kosten für die Unterkunft kann man in Singapur auch recht günstig leben und dabei einen extrem hohen Lebensstandard haben.

Taxifahren ist immer noch ziemlich günstig für eine so moderne Stadt wie Singapur. Wer sich jedoch eine Unterkunft in der Nähe der U-Bahn sucht, der kommt extrem schnell und günstig durch die Stadt. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, sehr günstig und außerordentlich gut und authentisch essen zu gehen.

Wir sind große Fans der indischen Küche. In Little India, das ist ein kleiner Stadtteil in Singapur, gibt es eine Art überdachten Markt im Tekka Centre, in dem es geschätzte 100 kleine authentische indische Garküchen gibt. Wir haben hier für ganz wenig Geld große Portionen indischen Essens mit dem berühmten indischen Naan, also im Tandoori-Ofen gebackenes Fladenbrot, gegessen.

Das Essen war derart gut – mir fehlen da echt die Worte, das genau zu beschreiben.

Wer meint, in Deutschland oder woanders außerhalb von Indien tatsächlich authentisch indisch essen gewesen zu sein, der war noch nicht im Food Court vom Tekka Centre in Little India. Ein simples Linsengericht mit Brot hat einfach nur köstlich geschmeckt und kostet 2–3 €.

Tagesausflug: Gardens by the Bay (Singapur)

Johor Bahru (Malaysia):

Johor Bahru direkt an der Grenze zu Singapur ist ein echter Geheimtipp. Die Stadt ist perfekt dazu geeignet, sich mal für ein paar Monate zurückzuziehen, um in Ruhe an einem Projekt zu arbeiten und dabei einen extrem günstigen, aber hohen Lebensstandard zu haben.

Dort fahren Taxis oder „Grabs“ (asiatisches Uber-Pendant) für 1,50 € bis zur mehrere Kilometer entfernten Shopping Mall, in der man aus über 100 Restaurants auswählen kann. Mit der ganzen Familie (bei uns 4 Personen) geht man da für 10–15 € essen inkl. Getränke.

Die Qualität des Essens hat wirklich einen hohen Standard und da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Es gibt sogar vegane Burger auf Pilzbasis. Jedenfalls kann man nicht günstiger Nahrungsmittel kaufen und selbst zubereiten.

Das Internet ist ganz okay und einen Grenzübergang entfernt liegt Singapur, mit seinen Hunderten von Sehenswürdigkeiten.

Indonesien:

Aktuell leben wir in Kuta, Lombok. Diese Gegend ist touristisch noch nicht sehr stark erschlossen. Das bedeutet auch, dass es keine wirklich guten Supermärkte gibt. Als Veganer freuen wir uns immer über eine große Auswahl an Obst und Gemüse. Die gibt es hier definitiv nicht oder nur schwer. Das lokale Gemüse ist zwar sehr günstig, aber oft alles andere als frisch. Das stört uns schon ein bisschen.

In den Supermärkten gibt es leider nur eine kleine Auswahl an Obst und Gemüse.

Die Märkte haben nur morgens oder an bestimmten Tagen geöffnet und man kann nicht einfach mal schnell in den Supermarkt gehen.

Die Straßen sind auf Lombok extrem gut ausgebaut, viel besser als die auf Bali, allerdings müssen wir jedes Mal 2 Stunden im Auto sitzen, um tatsächlich in einem ordentlichen Supermarkt mal richtig für die nächsten 2 Wochen einkaufen zu gehen. Auch das kostet dann jeweils 25 € für den Fahrer (der dann stundenlang vor dem Supermarkt auf uns wartet). Denn wir kochen immer noch gern selbst, auch wenn das etwas teurer ist als essen zu gehen.

Das Problem mit dem Essengehen ist, dass viele Restaurants einfach alles in Öl braten und frittieren. Wer sich gesund ernähren möchte, der fährt besser damit, so oft wie möglich selbst zu kochen.

Zur Erklärung: Wir versuchen, uns nach dem Prinzip whole food, plant-based no added oil, sugar or salt zu ernähren (unverarbeitete ganze Pflanzen/Früchte ohne hinzugefügtes Öl, Salz und Zucker). Das ist in westlichen Ländern aufgrund der Auswahl deutlich einfacher.

Generell ist es auf Lombok und Bali tatsächlich möglich, noch günstiger zu leben als in Thailand. Mal vorausgesetzt, man möchte nicht unbedingt in den touristischen Zentren wohnen, denn die Mieten dort sind schon vergleichbar mit München oder Wien.

Zur Aufenthaltsdauer: Diese ist im jeweiligen Land ja begrenzt und abhängig von der Dauer des Visums. Ich stelle mir das eher anstrengend vor und mit viel Aufwand verbunden, jedes Mal die „Zelte“ abzubrechen, sich von liebgewonnenen Menschen zu verabschieden, eine neue Unterkunft zu suchen, sich mit länderspezifischen bürokratischen Anforderungen auseinanderzusetzen etc. Wie sind eure Erfahrungen?

Das Abbrechen der Zelte ist kein großes Problem. Wir haben nur 4 Rucksäcke und 4 Koffer. Die sind in 45 Minuten gepackt. Es dauert ca. 2 Stunden, um alles zu entpacken und ordentlich zu verstauen. Also auch dann, wenn wir nur 5 Tage in einer Location sind, können wir alles schnell aus- und wieder einpacken.

Visum:

Das mit dem Visa und den bürokratischen Anforderungen kann tatsächlich etwas nervig sein. Da wir immer für mindestens 6 Wochen in einem Land bleiben wollen, vielleicht sogar etwas länger, müssen wir oft spezielle Visen beantragen.

Wer immer nur 30 Tage in einem Land bleibt, hat es sehr einfach. Mit dem deutschen Reisepass geht das simpel und ohne weiteren Aufwand oder Kosten in ca. 180 Ländern weltweit.

Der deutsche Pass ist da wirklich weltspitze. Wenn man allerdings das Visum vor Ort verlängern möchte, dann bedeutet das schon mal wenigstens einen halben Tag Aufwand. Man muss dann irgendwo hinfahren und Fingerabdrücke abgeben, eventuell Fotos machen, irgendwelche anderen Dokumente vorzeigen und abstempeln lassen. Alles in allem geht dabei ca. alle 60 Tage 1 Tag drauf.

Länderspezifische Bürokratie:

Ich glaube, dass die bürokratische Last in Deutschland gar nicht so viel geringer ist. Hier muss man auch oft irgendwas beantragen oder irgendwo hinfahren, um etwas zu regeln. Das hält sich ungefähr die Waage.

Jedenfalls ist es mit Sicherheit kein guter Grund, eine Weltreise nicht anzutreten, nur weil man sich vor den bürokratischen Anforderungen fürchtet.

Es ist ja auch von Land zu Land unterschiedlich. Malaysia beispielsweise kann man in den meisten Regionen mit einem deutschen Pass direkt 3 Monate bereisen. Da sollte unserer Meinung nach überall so sein.

Ein soziales Netzwerk vor Ort aufzubauen, ist durch die begrenzte Aufenthaltsdauer sicher auch nicht einfach. Beziehungen bleiben wohl eher oberflächlich – oder?

Mit den Einheimischen Beziehungen aufzubauen, ist gar nicht so schwierig. Allerdings werden die Freundschaften sicher nie wirklich tiefgründig werden, außer man ist bereit, die Sprache zu lernen. Viele sprechen Englisch, aber oft nicht auf dem Niveau, um wirklich in die Tiefe zu gehen.

Eines der wichtigsten Ziele unserer Dauerweltreise ist der Aufbau eines internationalen Netzwerks von Freunden und Bekannten.

Selbstverständlich wollen wir auch Sehenswürdigkeiten sehen. Allerdings ist uns sehr viel wichtiger, Menschen kennenzulernen und neue Bekanntschaften zu machen. Aber das Weiterreisen bedeutet auch, immer wieder Abschied nehmen. Das ist klar und gehört einfach dazu.

Ein Segen für uns ist Social Media mit z. B. WhatsApp. Wir schreiben immer noch mit unseren neuen Freunden aus Thailand und Bali und schicken uns gegenseitig Fotos und Nachrichten. Hoffentlich können wir sie in Zukunft mal wieder besuchen.

Und wie haltet ihr den Kontakt mit der Familie in Deutschland aufrecht, wie pflegt ihr Freundschaften in der alten Heimat?

Wir machen einmal im Jahr in Deutschland Urlaub, vor allem, um all unsere Freundschaften und Bekanntschaften aufrechtzuerhalten. Deutschland kennen wir ja schon, denn nur wegen der Landschaft und des Wetters müssten wir dort nicht jedes Jahr Urlaub machen. ;-)

Darüber hinaus skypen wir regelmäßig mit allen und Nicole chattet über WhatsApp immer noch täglich mit fast allen Freunden.

Auch die Kinder chatten oder telefonieren über das Internet mit ihren Verwandten und Freunden und halten damit den Kontakt aufrecht.

Und nicht zuletzt freuen wir uns immer über einen Besuch aus Deutschland, was auch schon zweimal vorgekommen ist.

Eure aktuellen Lebensumstände erfordern auch eine Portion Minimalismus. Größere Anschaffungen wie Möbel, Geräte etc. sind beim Weiterreisen hinderlich. Wie ist diese Einschränkung für euch und insbesondere für die Kinder?

Das nehmen wir mittlerweile nicht mehr als Einschränkung, sondern als große Befreiung wahr.

Wir besitzen keine Couch mehr – genauso wenig einen Wohnzimmertisch, einen Fernseher, eine Küche oder ein Bett. Wir haben nur noch unsere Rucksäcke und Koffer. Mehr wollen wir auch gar nicht mehr haben. Wenigstens aktuell nicht.

Jede noch so kleine Anschaffung bindet an einen Ort. Dessen ist man sich so gar nicht bewusst. Jeder Gegenstand ist wie ein zusätzlicher Anker.

„Unser gesamtes Weltreisegepäck.“

Wir sind generell anpassungsfähig. Als selbstständige Unternehmer haben wir seit jeher kein regelmäßiges festes Einkommen. In manchen Monaten läuft es besser, in anderen Monaten schlechter. Wenn wir einen richtig guten Monat hatten, dann können wir einfach irgendwo für 2.500 € monatlich leben. Wenn es mal nicht so gut läuft, beziehen wir unterwegs einfach ein kleines Häuschen für 500 € monatlich.

Was die Kinder betrifft, so vermissen die auch nichts. Wir fragen zwischendurch immer. Ben wünscht sich einen Laptop, den er bald bekommt. Martin ebenfalls. Ansonsten haben wir alles bzw. können uns unterwegs einfach alles ausleihen (Surfboards, Autos, Motorräder etc.).

Für viele klingt es sicher sehr reizvoll, an verschiedenen Orten zu leben, wo andere Urlaub machen. Aber im Grunde geht ihr der gleichen Tätigkeit nach wie in Deutschland, arbeitet auch mehr oder weniger ganztägig, aber eben in einer anderen Umgebung. Ist es tatsächlich so reizvoll?

Wir sind ja im Durchschnitt ca. 6–8 Wochen an einem Ort. Wenn wir neu ankommen, dann fühlt sich das immer so ein bisschen an wie Urlaub. Wir erkunden dann die Gegend, schauen, was man dort alles unternehmen kann, planen ein paar Trips, sind aber sonst die meiste Zeit zu Hause und ganz normal bei der Arbeit. So war es bei uns in Deutschland auch.

Wir haben in Troisdorf (eine Stadt zwischen Köln und Bonn) mehrmals die Woche Spaziergänge unternommen. Allerdings immer an den gleichen Routen entlang. Das ist auf Dauer auf jeden Fall weniger aufregend als diese Möglichkeit zu haben, Spaziergänge an einem ganz neuen Ort zu unternehmen.

Mehr wollen wir auch gar nicht, als in Ruhe neue Orte zu erkunden, neue Menschen kennenzulernen und zu verstehen, wie genau diese Menschen leben und denken, um dadurch unseren eigenen Horizont zu erweitern.

Wir sind nicht auf der Suche nach sensationellen Ereignissen oder Gegenständen. Wir wollen besser verstehen, wie die Welt funktioniert und wie die Menschen ticken.

Wenigstens für Südostasien können wir feststellen, dass die Mentalität eine ganz andere ist. Es ist eine Sache, darüber zu reden oder zu schreiben, aber es ist etwas ganz anderes, dies selbst zu erfahren. Das ist es, was eine Dauerweltreise so reizvoll macht. Dieses Wissen ist einzigartig und lässt sich nicht aus Büchern lernen.

Ihr habt ja weiterhin Kunden und Projekte, die ihr in Deutschland betreut – wie lässt sich das mit eurer Weltreise vereinbaren, z. B. die Kommunikation und unterschiedliche Zeitzonen?

Das ist wirklich einfach. Aktuell ist es so, wenn wir hier in Indonesien 15:00 Uhr haben, dann ist es in Deutschland 6–7 Stunden früher, also 8:00–9:00 Uhr und die Arbeit fängt in Deutschland gerade erst an. Ich habe also den gesamten Vormittag und einen großen Teil der Mittags- und Nachmittagszeit, um alles in Ruhe vorzubereiten, E-Mails zu schreiben, Texte zu verfassen, meine Frau bereitet Grafiken vor und was sonst noch so ansteht.

Wenn unsere Kunden dann um 8:00 Uhr das erste Mal vor dem Computer sitzen, haben sie von uns schon alles vorliegen. Wir machen dann unsere erste Abkühlpause im Pool, gehen ein bisschen einkaufen und reagieren dann abends noch mal auf wichtige E-Mails und bereiten den nächsten Tag vor.

Asien ist also wirklich vorteilhaft, Australien wird sogar noch besser. Da gewinnen wir weitere 3 Stunden Vorsprung hinzu. Wenn wir dann nächstes Jahr nach Südamerika reisen, könnte es schwieriger werden, denn dann laufen wir der Zeit hinterher.

Und wie sieht ein normaler Tagesablauf bei euch aus?

Wir haben keine Wecker mehr, daher stehen wir dann auf, wenn wir wach werden. Es sei denn, wir haben einen Termin, um beispielsweise ein Visum zu verlängern. Oder vielleicht einen geplanten Tagesausflug, für den wir früh aufstehen müssen.

Nach dem Frühstück planen wir dann grob den Tag. Wenn es ein normaler Arbeitstag ist, klappen wir einfach die Laptops auf, arbeiten für ungefähr 2–3 Stunden, machen eine kleine Pause, um vielleicht etwas einzukaufen, kochen etwas oder kühlen uns im Pool ab. Danach geht es erfrischt und gestärkt wieder an die Arbeit. Mal sind es 4 Stunden, mal 12. Je nach Projektlage.

Hin und wieder arbeiten wir auch am Strand. Mit unserer Spracherkennungssoftware auf dem Smartphone haben wir beispielsweise größtenteils das Interview hier aufgezeichnet.

Abends schauen wir dann gerne etwas Fernsehen (Streaming, YouTube, Netflix etc.), spielen Karten oder unterhalten uns über Gott und die Welt.

Oft berichten dann auch die Kinder, was sie den ganzen Tag gelernt haben und wir reden mit ihnen darüber, welche Projekte sie in den nächsten Tagen angehen sollen.

Außerdem haben beide gerade das Surfen erlernt. Bei diesen Aktivitäten lernen sie zudem zahlreiche andere Menschen kennen und knüpfen ihre ersten Kontakte. Dabei sprechen sie stundenlang englisch – besser als jeder Englischunterricht.

Manchmal gehen wir auch kurz vor Sonnenuntergang noch an den Strand, um dort zu spazieren oder uns im Meer zu erfrischen.

Mit den Kindern nochmals ins Meer, bevor die Sonne untergeht …

Kommen wir zu den Kosten. Wie verhält es sich mit den Lebenshaltungs- und Unternehmenskosten im Vergleich zu Deutschland? Und zahlt ihr noch Steuern in Deutschland?

Was die privaten Kosten betrifft, so kann man sich das immer selbst aussuchen. Wer möchte, kann wahrscheinlich mit einem Viertel der deutschen Lebenshaltungskosten in Südostasien gut über die Runden kommen und dabei noch sehr gut leben. Wer das Geld hat und den Luxus liebt, kann auch hier 5.000 € pro Person und Monat ausgeben.

Wir haben auf jeden Fall etwas weniger Ausgaben als in Deutschland, schätzungsweise ca. 30 % weniger. Zusammen mit der Tatsache, dass wir in Deutschland keine Steuern mehr zahlen müssen, sparen wir viel Geld, das wir wiederum in Flüge und Miete stecken können.

Aktuell zahlen wir z. B. 1.100 € monatlich an Miete für ein Haus mit 3 Schlafzimmern, Pool, täglicher Reinigung, Gärtner, Manager, Poolreinigungskraft und 24-Stunden-Security. Wenn irgendwas ist, dann rufen wir das Servicepersonal und das wird dann prompt erledigt. Alle sind dabei immer extrem freundlich und zuvorkommend.

Im traumhaften Airnbnb auf Bali

Unternehmenskosten haben wir kaum mehr. Einmal im Jahr zahlen wir ca. 1.000 € für die Registrierung und das Postfach bei unseren Anwälten in Kanada. Wir zahlen z. B. 50 Cent für eine Überweisung, weil wir keine deutsche Bank nutzen können.

Aber es fallen sonst keine Steuern mehr an, weil unser Unternehmen unter einer kanadischen LLP agiert. Hier zahlen wir nur Steuern für Leistungen, die innerhalb von Kanada erbracht werden, und dann zu den in Kanada üblichen Steuersätzen. Kanada ist Hochsteuerland. Allerdings sind wir eher selten in Kanada.

Bzgl. Steuern in Deutschland: 

Wer sich in Deutschland abmeldet, zahlt dort auch keine Steuern mehr. Denn wer seinen Lebensmittelpunkt nicht mehr in Deutschland hat, der muss natürlich auch keine Krankenhäuser und Straßen mehr mitfinanzieren. Wenn wir jedoch in Deutschland etwas kaufen, z. B. beim Onlineversand, dann zahlen wir natürlich auch die Mehrwertsteuer.

Im Vergleich zu Deutschland gibt es in den meisten Ländern, in denen ihr unterwegs seid, nicht die gewohnte medizinische Versorgung. Wie habt ihr das mit der Kranken-, Unfallversicherung etc. geregelt?

Wir sind bei einer privaten Krankenversicherung, die auf internationale Kunden spezialisiert ist. Wir zahlen dort insgesamt ca. 900 € monatlich und haben (ähnlich wie in Deutschland) eine unbegrenzte Deckung. Wenn also irgendetwas sein sollte, dann können wir uns auf jeden Fall dorthin begeben, wo wir die beste Versorgung erhalten.

Was die Krankenversicherung betrifft, so kann ich folgenden wichtigen Tipp geben: Es gibt eine ganze Reihe internationaler Krankenversicherer. Die meisten davon agieren nach dem angelsächsischen Geschäftsmodell. Hier bezahlt man seine normalen monatlichen Gebühren, ist jedoch, was die Behandlungsmöglichkeiten betrifft, auf alle möglichen Arten und Weisen gedeckelt.

Wir haben über den Verein Deutsche im Ausland einen Makler gefunden, der spezielle Konditionen, also einen speziellen Tarif, mit den internationalen Krankenversicherern hat. In diesen Tarifen ist tatsächlich eine Krankenversicherung nach deutschem Muster möglich – also einer unbegrenzten Deckung.

Wir haben mit etlichen Versicherern gesprochen und waren einfach nur froh, ganz klassisch über einen Makler zu gehen, weil der uns überhaupt erst mal auf diesen Umstand aufmerksam gemacht hat.

Denn was ist, wenn man an einer ganz bestimmten Krebsart erkrankt, Krebserkrankungen auf 20 Mio. € gedeckelt sind, aber die Medikamente 1 Mio. € pro Monat kosten und man diese über 5–10 Jahre nehmen muss? Dann ist man als Kunde einer Versicherung nach dem angelsächsischen Modell tatsächlich schnell ruiniert oder tot. Das deutsche Modell gefällt uns sehr gut und daher sind wir froh, eine solche Lösung gefunden zu haben.

Im Falle einer schweren Erkrankung: 

Sollte es tatsächlich zu einer schweren Erkrankung kommen, können wir natürlich auch jederzeit wieder nach Deutschland zurückkehren. Dazu müssen wir einfach nur heimfliegen und uns wieder anmelden.

Wir haben immer noch eine Anwartschaft bei einer deutschen Krankenversicherung, für knapp 50 € monatlich. Hier könnten wir also im Ernstfall einfach wieder rein und wären dann wieder in Deutschland krankenversichert und könnten dort das medizinische System nutzen.

Wollen wir hoffen, dass das nie passiert. Natürlich müssten wir dann auch wieder normal in Deutschland Steuern zahlen und die Kinder müssten wieder dort in die Schule.

Davon abgesehen, gibt es in vielen Regionen auf der Welt eine ähnlich hohe, wenn nicht sogar höhere Qualität an medizinischer Versorgung. Wir müssten also nicht unbedingt nach Deutschland zurückkehren.

Wir können uns einfach da behandeln lassen, wo es die besten Ärzte, Methoden oder medizinische Versorgung gibt. Außer in den USA. Das mussten wir ausschließen, da es sonst ungefähr das Doppelte monatlich gekostet hätte. Das medizinische System in den USA ist völlig verrückt.

Apropos Kinder und Schule – ist eine Freistellung der Kinder von der Schulpflicht ohne Weiteres möglich und wie ermöglicht ihr euren Kindern von unterwegs aus eine angemessene Schulbildung?

Die Schulpflicht gilt nur für Kinder, die in Deutschland gemeldet sind. Sobald man sich in Deutschland abmeldet (das müsste auch für Österreich so sein), sind die Kinder aus der Schulpflicht raus. So einfach ist das.

Bei der Formulierung „angemessene Schulbildung“ musste ich erst mal schlucken. Die Frage ist ja vielmehr, ob die Schulbildung, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa, wirklich so angemessen ist.

Nicole und ich sind beide ganz normal durch die Schule gegangen und haben zum Schluss das Abitur gemacht. Bei uns hat das gut geklappt. Aber es gibt ja auch immer wieder Geschichten von Menschen, die mit dem Schulsystem überhaupt nicht klarkommen, obwohl sie selbst hochintelligent sind.

Die Deutschen nehmen es ja mit ihrer Schulpflicht sehr ernst. Als ob die Schule tatsächlich für alle Kinder die ultimative Lösung in der Ausbildung für dieses Altersspektrum ist.

Schule ist gut und richtig, aber nicht für alle, auch nicht zu jedem Zeitpunkt und auch nicht unbedingt immer im vorgegebenen Maß. Wir sind jetzt keine wirklichen Schulgegner, sind aber der Meinung, dass Kinder auch vieles gerade außerhalb der Schule besser lernen können. Im Schulsystem werden sie in ein Korsett gezwängt, welches sie ihrer eigenen Kreativität berauben kann.

Wir denken, dass es extrem wichtig ist, den eigenen Kindern beizubringen, wie man ein Thema völlig selbstständig recherchiert und erarbeitet.

Abitur ohne Schule:

Was die meisten Eltern nicht wissen: Es ist in Deutschland möglich, sich jederzeit für eine externe Abiturprüfung anzumelden, auch ohne jemals einen einzigen Tag in der Schule verbracht zu haben.

Sollten die Kinder in Deutschland studieren wollen, dann brauchen sie lediglich eine Hochschulzugangsberechtigung. Die können sie sich ganz einfach (natürlich mit entsprechendem Aufwand) erarbeiten. Beispielsweise mit den entsprechenden Abitur-Vorbereitungsbüchern, die man in allen Buchhandlungen erhält. Oder sogar auf YouTube, wo man auch sehr viel gutes Material findet, siehe z. B. die Khan Academy. Dann einfach anmelden und Prüfung bestehen.

Selbstverständlich können unsere Kinder auch in anderen Ländern dieser Welt studieren.

Denn wir bringen ihnen ja gerade bei, wie sie zu echten internationalen Bürgern werden. Wir glauben, dass dies weit über eine „angemessene“ Schulbildung hinausgeht.

Martin entspannt. Ein perfekter Tag am Kedungu Beach (Bali).

Gab es vor eurem Aufbruch Ängste und Befürchtungen, die sich als berechtigt oder als unberechtigt herausgestellt haben?

Nicole hatte befürchtet, dass wir und insbesondere die Kinder sehr schnell Heimweh bekommen könnten und einfach nur nach Hause wollen. Das hat sich überhaupt nicht bestätigt.

Ein wenig Sorgen haben uns natürlich auch die Möglichkeiten von Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Tsunamis bereitet. Die sind eine reale Gefahr. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass es einen selbst trifft, immer sehr gering.

Da ist es bestimmt wahrscheinlicher, dass man in einen Unfall auf der Straße verwickelt wird, als von einer Naturkatastrophe betroffen zu sein. Weil die Interpretation von Verkehrsregeln ist in vielen Teilen von Südostasien eher willkürlich. Aber Autounfälle passieren auch tagtäglich in Deutschland und überall anders auf der Welt. Die sind also ein Fakt des Lebens, dem man fast nirgendwo entfliehen kann.

Als berechtigt hat sich auf jeden Fall herausgestellt, dass Reisetage sehr anstrengend sind. Man muss das Beste aus ihnen machen, indem man beispielsweise die Zeit mit Lesen verbringt. Ich persönlich höre unterwegs immer gern Podcasts oder Audiobücher.

Gab es schon Momente für dich, Nicole oder die Kinder, in denen jemand von euch den Aufbruch in Deutschland bereut hat?

Ich habe alle gefragt. Die Antwort: nein.

Das ist wahrscheinlich von Land zu Land und auch bei jedem Einzelnen von euch unterschiedlich, aber was vermisst ihr an Deutschland am meisten?

  • Kühle, frische Luft
  • Sauberkeit und Mülltrennung
  • Einfache und umfangreiche Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel
  • Andere Menschen, mit denen man Deutsch sprechen kann
  • Was uns an Deutschland überhaupt nicht fehlt: die ewige Meckerei. Wir beobachten das aus der Ferne und vermissen es nicht.

Was zählt zu euren schönsten Erlebnissen, welche zu den weniger schönen?

Besonders schön war ein ganz bestimmtes Ereignis:

Wir bezeichnen es rückblickend als das emotionale Ankommen in der Weltreise.

Wir haben uns das Licht- und Wasserorgel-Spiel in Singapur vor dem Marina Bay Sands Hotel angeschaut. Es ist eine nette Sache, die für die Touristen gemacht ist.

Sicherlich nicht das Spektakulärste, was man sich vorstellen könnte. Dennoch waren die Choreografie und die Musik so emotional aufwühlend, dass es uns alle ein bisschen zu Tränen gerührt hat.

Wir haben uns danach darüber unterhalten und festgestellt, dass es jetzt nicht unbedingt die Performance war, die uns so überwältigt hat. Es war vielmehr das Gefühl, jetzt endlich mal dabei zu sein und etwas in Person wahrzunehmen, was man sonst vielleicht nur im Fernsehen oder auf YouTube gesehen hätte.

Und so hat sich bei uns allen das Gefühl eingestellt: „Okay, wir sind jetzt auf Weltreise und wir ziehen das jetzt durch, weil das genau das ist, was wir jetzt wollen!“

Die erste richtig schlechte Erfahrung auf unserer Weltreise haben wir erst kürzlich hier in Lombok (Indonesien) gemacht: In der Unterkunft wurde eingebrochen und dabei wurden unsere zwei Laptops und etwas Bargeld gestohlen. Das nervt natürlich extrem.

Zum Glück haben wir alle wesentlichen Daten in der Cloud (Dropbox) gespeichert. Auch alle wichtigen Dokumente sind als Scans in der Cloud abgelegt – ein absolutes Muss.

Auch weniger schön sind der ganze Abfall und der Plastikmüll, der ein gigantisches Problem darstellt – etwa vergleichbar mit dem Deutschland von vor 30 oder 40 Jahren. Außer natürlich, dass im asiatischen Raum deutlich mehr Menschen leben, die exponentiell mehr Müll verursachen, als das in Deutschland jemals möglich wäre.

Die ganze Welt wird noch Jahrhunderte darunter leiden. Auch ist ein wirkliches Umdenken hier überhaupt nicht zu erkennen – wenn man mal von Singapur absieht.

Reisen und insbesondere längere Aufenthalte im Ausland sind immer mit neuen Erfahrungen verbunden, die einen prägen und wohl ein Stück weit auch verändern. Inwieweit habt ihr euch persönlich verändert?

Langsam, aber sicher die deutsche Verkrampftheit und Anspannung loszuwerden, ist eine Sache, die wir immer mehr merken. Aber wir sind hier noch in den Anfangsstadien.

Wenn wir gewisse Dinge sehen, dann denken wir immer noch sehr schnell: „Ach, das geht doch gar nicht so an“, „das kann man doch auch viel besser machen“ etc. Das mag zwar alles sein, es interessiert aber die meisten Menschen auf der Welt nicht.

Der deutsche Effizienzgedanke ist schön und gut, aber die Menschen hier sind auch ohne sehr glücklich und vor allem entspannt.

Saša, wenn sich nun von den Zeitblüten-Lesern auch jemand zu einem solchen spannenden Abenteuer entschließt – hast du für sie ein paar abschließende Tipps?

Es gibt viele Möglichkeiten, alleine oder mit der Familie auf Weltreise zu gehen. Unserer Meinung nach ist es von entscheidender Bedeutung, zu lernen, wie man online Geld verdienen kann.

Es gibt dazu sehr viele Möglichkeiten. Man braucht nur ein Notebook und eine Internetverbindung.

Dann muss man sich natürlich fragen, was die eigenen Talente sind. Und auch, worauf man wirklich Lust hat.

Es ist z. B. möglich, für andere Dienstleistungen zu erbringen. Denkbar ist auch, eine Agentur zu gründen und weiterhin entweder mit Menschen aus Deutschland oder international zusammenzuarbeiten und Dienstleistungen einfach von Angestellten erledigen zu lassen.

Es ist aber auch möglich, digitale Produkte anzubieten. Beispielsweise kann man Bücher auf Amazon verkaufen oder aber (Selbstlern-)Onlinekurse anbieten, wie wir das machen. Das Geld kommt auf dem Konto an und es ist in der Regel nicht notwendig, mit dem Kunden zu kommunizieren. Das wäre dann ein rein passives und automatisiertes Online-Einkommen.

Selbstverständlich ist es viel Arbeit, so etwas aufzubauen. Aber wenn dies einmal steht, dann verdient der Anbieter damit jeden Monat ohne viel Zutun Geld.

Solche Systeme zu erschaffen und anderen Menschen und Familien zu zeigen, wie das funktioniert, das haben wir uns auf die Fahne geschrieben.

Wir sind der Meinung, dass es das A und O ist, so etwas aufzubauen. Entweder bleibt man damit zu Hause, also in Deutschland oder Österreich, oder man zieht quer durch die Welt.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke, Saša. Dir und deiner Familie noch eine schöne Zeit mit vielen tollen Erfahrungen auf allen weiteren Stationen eurer Weltreise.

Zur Person

Saša Ebach ist mit seiner Familie im Juni 2018 für unbestimmte Zeit auf Weltreise aufgebrochen.


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Kommentare

  • Belico

    Wirklich sehr gehaltvolles Interview sowohl von den Fragen als auch den Antworten. Mich würde ja auch so eine Weltreise reizen, aber meine Frau spielt da nicht mit. Was mich noch interessieren würde, ist die Spracherkennungssoftware, von der da die Rede ist.

    • Saša Ebach

      Lieber Belico,

      die Sprachsoftware ist Dragon Anywhere. Im App Store bekommt man sie als Testversion für ein paar Tage. Danach ist es ein monatliches Abo. Ist nicht ganz günstig, aber wenn man jeden Monat damit mehrere Texte diktiert, ist der Preis gerechtfertigt. Für den Businesseinsatz super. Privat wäre es mir zu teuer. Außer ich wäre auf das Diktieren angewiesen, z. B. wegen einer Behinderung oder Verletzung oder ähnlichem.

      VG
      Sasa

  • Regina

    Danke für diese tollen persönlichen Eindrücke. Besonders gefällt mir die Sichtweise, die Reise als Investition in die Beziehung mit den Kindern zu sehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das unvergessliche Erlebnisse werden, die die ganze Familie ein Leben lang prägen. Dass das mit dem Abmelden aus der Schule so einfach ist, hätte ich mir nicht gedacht.

    • Saša Ebach

      Hallo, Regina,

      ja mit dem Abmelden aus Deutschland ist es einfach. Die Schulpflicht erlischt. Aber, jetzt muss man natürlich auch Deutschland verlassen. Und dann darf man Deutschland nicht länger als ca. 180 Tage im Jahr (halbes Jahr) besuchen und auch nicht länger als zwei Monate am Stück. Alle zwei Monate einmal nach Österreich ist aber auch sehr schön. Zum Beispiel nach Wien oder Südtirol :-)

  • Gunnar F.

    Das Problem mit dem Abfall habe ich auch in vielen asiatischen Ländern, vor allem in Indien wahrgenommen.

    Die Menschen haben dort aber so was von kein Umweltbewusstsein, für uns Europäer schwer nachvollziehbar.

    Ich habe da auch keine Hoffnung, dass sich daran in nächster Zeit etwas ändert. Leider!

    PS: schönes Interview!

  • Berliner

    Warum hat die Familie ihre Weltreise in Thailand begonnen?

    • Saša Enach

      Hallo, Berliner,

      wir wurden sicherlich von den vielen Videos auf Youtube beeinflusst. Thailand ist extrem beliebt bei den Digitalnomaden. Vor allem Chiang Mai, aber auch Bangkok und Koh Phangan (wo sich jedes Jahr mehrere Dutzend deutsche Weltreisefamilien treffen). Thailand ist als Tor zu Südostasien sicher auch strategisch sehr gut. Von hier kann man so viele andere Länder erreichen.

      Ich hatte mit meiner Frau eine Zeit lang auch Portugal ins Auge gefasst. Letztlich waren wir aber beide der Meinung, dass wir für den Start weiter weg wollen. In Spanien, Frankreich, England, Österreich, der Tschechei und anderen Euroländern waren wir schon. Europa kannten wir also. Deswegen wollten wir direkt woanders hin. Vor Afrika hatten wir zu viel Respekt und der Vorteil von Südostasien ist, dass es so schnell und günstig nach Australien (unserem Traumland) geht. Sonst hätten wir vielleicht sogar in Süd- oder Mittelamerika begonnen.

  • Sebastian Wachtler

    Das mit den gestohlenen Laptops ist sicher ärgerlich. Aber wird wahrscheinlich nicht das letzte gewesen sein, was auf so einer Weltreise gestohlen oder verloren geht.

    • Saša Ebach

      Hallo, Sebastian,

      davon gehen wir auch aus. Wir müssen uns darauf einrichten, dass vielleicht auch einige Tages alle unsere (gefüllten) Koffer abhanden kommen. Wir planen aktuell, wie wir das dann überstehen und wieder hinbekommen. Jedenfalls wollen wir für das nächste Verlustevent besser vorbereitet sein. Denn selbst wenn wir die nächsten Laptops versichern, es dauert manchmal sechs Monate bis die Versicherungen bezahlen. Bis dahin muss man ja schon längst Ersatz haben.

  • Tom

    Was mir noch nicht ganz klar ist, weil die Kinder aus der Schule raus sind, lernen sie jetzt übers Internet oder bringen die Eltern ihnen das bei oder lernen sie keinen Schulstoff mehr?

    Wir haben zwei Kinder im Vorschulalter und ich kann mir gut vorstellen, in einigen Jahren das auch mal zu machen, zwar keine Weltreise, aber so ein oder zwei Jahre Auszeit mit der Familie.

    • Saša Ebach

      Hallo, Tom,

      es ist eine Mischung aus Schulstoff und anderen Themen, die wir für wichtig erachten. Schulstoff kannst du sehr gut in der Khan Academy machen. Das findet alles online statt.

      https://de.khanacademy.org/

      Da wir in ca. 2 Wochen in Australien landen, arbeiten die Kinder aktuell an einer Präsentation zum Thema „Die giftigsten Tiere Australiens“. Wir wollen ja gut vorbereitet sein :-)

      Was wir uns wünschen: Die Kinder sollen aktuell lernen, wie man sich nachher als Erwachsener in der Berufswelt vor andere Menschen stellt, um Vorträge zu halten. Außerdem lernen sie die Themen selbständig zu erschließen.

      Für Ben (14) ist das schon gar kein Problem mehr. Martin (10) ist hier altersbedingt natürlich nicht so weit. Da profitiert er von seinem großen Bruder.

      Wir gehen hier immer wieder mal im Podcast darauf ein. Die Kinder sprechen sogar selbst. In einer zukünftigen Folge werden wir aber auch sehr detailliert beschreiben, wie wir vorgehen und welche Optionen es gibt, die Kinder von unterwegs richtig auszubilden. Kinder müssen und WOLLEN unbedingt viel lernen. Das ermöglichen wir ihnen auch.

      Und ja: es findet ALLES online statt. Wenn wir zwischendurch mal eine Bibliothek finden, gehen wir da auch mal rein. Aber mit Büchern reisen, ist unpraktisch.

  • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

    Wer Fragen an die Ebachs hat, kann Sie natürlich gerne auch hier in den Kommentaren stellen.

  • Manuka

    Lieber Saša,

    ich bin absolut begeistert und danke dir für diesen Beitrag. Das ist genau unser Traum!!!!

    Wir sehnen uns schon lange danach, wieder länger unterwegs zu sein. Aber die Schulpflicht unserer Kinder schien das zu behindern. Ich würde mich gern Toms Frage anschließen: Wie genau organisiert ihr das mit der Bildung?

    Ich bin überhaupt kein Fan des deutschen Schulsystems. Visiert ihr das Thema Abitur oder irgendeinen Schul-Abschluss an oder ist das jetzt eher außen vor für Euch? Lernen die Kids selbst per Laptop, leitet ihr sie an? Nach einem Plan oder eher nach Lust-Prinzip? Wie viel Zeit verbringt ihr mit der Bildung der Kids oder was machen die so wenn ihr arbeitet?

    Viele Grüße
    Manuka

    • Saša Ebach

      Liebe(r) Manuka,

      vielen Dank. Träume sind schön. Umsetzen ist schöner. Worauf wartet ihr? :-)

      Aber ich verstehe das sehr gut. Die Schulpflicht war auch für uns am Anfang eine große Hürde. Bis wir von den 5Reicherts.com gelesen hatten. Abitur zu machen, ist ja kein Problem. Auch nicht, wenn man gar nicht in die Schule gegangen ist:

      Ben wäre jetzt zu Hause in der 9. Der hat also noch viele Jahre Zeit. Da machen wir uns noch keinen Stress wegen Abi. Aber wichtig fänden wir das schon. Wir haben beide Abi. Uns ist aber mindestens genauso wichtig, dass die Kids lernen, wie man online ein Business aufbaut. Das ist ohnehin die Grundvoraussetzung für diesen Lebensstil. Wir sind ohnehin eine Unternehmerfamilie. Außer man ist schon in Rente oder hat einen riesen Haufen Ersparnisse (aber die sind ja auch irgendwann weg), ist das für uns absolute Grundvoraussetzung für so einen Lebensstil.

      Unsere Kinder lernen JEDEN Wochentag. Sowas wie Ferien gibt es nicht :-) Aber manchmal gehen sie auch einfach jeden Tag surfen. Dann lernen sie weniger. Das sind dann „Projektwochen“. Wir sind aber nicht immer an Surfstränden. Surfen ist aber auch immer gleichzeitig Englischunterricht. Denn unterwegs reden und lernen sie zu 99 % die wichtigste Sprache der Welt.

      Ja, sie lernen selbst per Laptop, auf den Smartphones etc. Sie lesen sehr viele Bücher auf dem Kindle. Und Youtube ist auch einige gigantische Ressource. Wir bringen ihnen bei, wie sie zwischen schrottigen Informationsangeboten und seriösen Inhalten unterscheiden können. Es gibt nämlich beides dort und überall anders auch. Das ist heute eine extrem wichtige Kernkompetenz.

      Definitiv Lust-Prinzip oder was gerade ansteht, auch selbstbestimmt. Wenn sie die Themen nicht selbst bestimmen, dann bestimmen wir (die Eltern). Dadurch werden sie selbständig. Klappt meistens.

      Uns macht es immer großen Spaß, wenn wir etwas Neues von den Kindern lernen. Wir wollen definitiv nicht ihre Vollzeitlehrer sein.

      Wenn es ein Thema gibt, dass wir selbst beherrschen, dann spielen wir auch manchmal Lehrer/Mentor. Beispielsweise hat Ben vor ein paar Wochen gelernt, wie man Grafiken/Vektorgrafiken für das Internet erstellt. Das ist ja sozusagen Nicoles Beruf/Job. Ben hat ein echtes Talent dafür. Aktuell lernt er Programmieren und die Spielentwicklung.

      Übrigens: Wer sich da selbst total unsicher ist – man kann sich aus Deutschland heraus von freien Lehrern begleiten lassen, wenn man das denn unbedingt möchte. Wir haben das noch nicht ausprobiert. Mal sehen, vielleicht testen wir das mal. Selbstbestimmtes Lernen finden wir aber besser. Bei der Abiturvorbereitung ist das aber interessante Option.

      • Klimakrise

        Danke, dass Ihr mich mit diesem unfassbar hohen Aufkommen an Flügen so toll unterstützt!

        Es grüsst Eure Klimakrise

        • Saša Ebach

          Sicher eines der über oder nicht verhinderbaren Problemen beim Reisen. Wir haben aber kein schlechtes Gewissen deswegen. Wir sind, seit wir auf Reise sind (und auch vor schon) vegan und leisten so unseren Beitrag für die Klimakrise. Wir räumen Strände auf und engagieren uns für andere relevante Projekte. Außerdem sorgen wir uns auch um Tiere, die zum Beispiel jetzt in der Krise sehr stark leiden.

          Es wäre schön, wenn wir wieder mal fliegen könnten. Insgesamt wollen wir hier aber auch schauen, auf 2-3 Flüge pro Jahr zu kommen. Es ist einfach schöner, länger an gewissen Orten zum Bleiben, als Strichlisten über besuchte Länder zu führen.

          Also liebe(r) Klimakrise, halt die Ohren steif und setz dich weiter für unser Klima ein! :-)

          Liebe Grüße aus Malaysia

  • Henning

    Echt spannend zu lesen, danke für den Artikel!