Sind Sie ein guter Freund, eine gute Freundin?

In unserer leistungsorientierten, hektischen Zeit sind Freunde Goldes wert. Freundschaften bereichern unser Leben und tragen damit wesentlich zu unserer Lebensqualität bei. Vor allem in Zeiten, in denen es mal nicht so gut läuft, kristallisieren sich die richtigen Freunde heraus.

Ein Erlebnis

Neulich saß ich mit meiner Familie in einem Café. Am Nebentisch nahm eine Gruppe älterer Personen Platz. Wie ich aus den Gesprächen entnehmen konnte, kannten sich alle bereits sehr lange, vielleicht sogar seit ihrer Kindheit. Sie waren sehr vertraut miteinander. Sie treffen sich regelmäßig bei einem Kaffee – auch das bekam ich mit.

Ich fand es einfach nur schön und hoffe, dass auch ich mich im hohen Alter noch regelmäßig mit Freunden treffen kann. Und wie ich so aus den Augenwinkeln die vertraute Runde am Nebentisch beobachtete, stellte ich mir selber die Frage: „Bin ich ein guter Freund?“

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… einander begleiten und beistehen, zählt auch zu einer Freundschaft.

Aber was ist ein guter Freund, eine gute Freundin?

Marlene Dietrich hat es einmal so formuliert:


Die Freunde,
die man morgens
um vier Uhr anrufen
kann, die zählen.

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Und so ist es wohl tatsächlich. Gute Freunde sind für mich auch ein Menschen, die ich jederzeit (!) anrufen kann und die mir zuhören. Ob ich es dann mache oder nicht, ist nebensächlich. Es geht nur um das Wissen, dass ich es machen könnte.

Was macht aber einen guten Freund bzw. eine gute Freundin aus?

Meiner Meinung kennzeichnet eine gute Freundschaft unter anderem Folgendes:

  • Man nimmt sich füreinander Zeit, ist füreinander da. Das heißt aber nicht, dass man sich regelmäßig treffen muss, denn Freunde gewähren einander auch ihre Freiheiten.
  • Freunde lassen sich gegenseitig so sein, wie man ist. Man muss dem anderen nichts vormachen, muss sich nicht verstellen.
  • Freundschaft beruht auf gegenseitiges Verständnis und auf Respekt.
  • Man hört einander zu. Zuhören ist wichtig.
  • Offenheit und Ehrlichkeit. Auch gegenseitige ehrliche Kritik ist gestattet bzw. erwünscht. Aber Kritik sollte immer so vermittelt werden, dass sie nicht verletzend wirkt.
  • Man kann miteinander lachen, aber auch weinen, reden und schweigen.
  • Man kennt einander genau, die Stärken und Schwächen des anderen, die Fehler.
  • In einer Freundschaft gibt man gerne, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Natürlich darf das von keiner Seite ausgenutzt werden.

Gute Freunde sind Menschen, die …

Was eine gute Freundschaft kennzeichnet – hier nochmals kompakt zusammengefasst:

Gute Freunde sind Menschen, die …

  • Sie so lieben und annehmen, wie Sie sind,
  • Ihnen aufmerksam zuhören und sich Gesagtes merken,
  • auch in schwierigen Zeiten für Sie da sind und Ihnen beistehen,
  • Ihr Leben bereichern,
  • sich für Sie bewusst Zeit nehmen,
  • Ihnen wertvolles Feedback und konstruktive Kritik geben, ohne zu verletzen,
  • sich mit Ihnen über Ihre Erfolge freuen,
  • auch in Ihrer Abwesenheit gut über Sie sprechen,
  • sich nach Ihnen erkundigen, wenn sie von Ihnen länger nichts mehr gehört haben,
  • Sie nicht verändern wollen und so sein lassen, wie Sie sind,
  • die gemeinsam verbrachte Zeit zu etwas Besonderem machen,
  • Ihre Anwesenheit wertschätzen,
  • Ihre Bedürfnisse und Grenzen kennen und akzeptieren,
  • Ihnen das Gefühl geben, genug zu sein.

Die Freunde-Liste

Oft ist man sich seiner wahren Freunde gar nicht richtig bewusst. Und das kann mitunter “gefährlich” sein. Denn jede Freundschaft bedarf Pflege. Sehr schnell kann sich eine wertvolle Freundschaft verflüchtigen, eben weil man sich gar nicht darum gekümmert hat.

Um sich der wertvollen Freundschaften bewusst zu werden, machen Sie sich mal eine Freunde-Liste. Wie wär’s mit gleich? Nehmen Sie dazu ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand.

Stellen Sie sich dann folgende Frage:

Wenn mir morgens um vier Uhr (um beim eingangs erwähnten Zitat zu bleiben) etwas Unerfreuliches zustoßen würde, wen möchte ich gleich darüber informieren?

Wie bereits erwähnt, geht es nicht darum, ob Sie es dann auch tatsächlich machen würden.

Notieren Sie jetzt auf dem Blatt alle Personen – ausgenommen Familienmitglieder –, die Ihnen dazu in den Sinn kommen. Wenn Sie nun eine Liste dieser Personen haben, können Sie auch gleich die Reihenfolge, in der Sie die gelisteten Personen verständigen würden, festlegen.

In der Regel fällt so eine Liste nicht sehr umfangreich aus. Denn echte Freunde kann man meist an zwei Händen abzählen. Aber es geht auch nicht um die Quantität, sondern um die Qualität der Freundschaften.

Wenn Sie nun Ihre Freunde-Liste betrachten, stellen Sie sich auch gleich die Frage, ob Sie diesen Freundschaften ausreichend Pflege zukommen lassen.

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Kommentare

  • MEPHY

    Alles ein bisschen wahr. Aber: auch die besten Freundschaften sind nie altruistisch ausgelegt, sondern basieren auf Geben und Nehmen, Leistung und Gegenleistung also.

    Wenn man über eine längere Zeitspanne dem Freund nützlich war und von dessen Seite nie was Ebenbürtiges zurück kommt, ist es um die Freundschaft geschehen. Klingt hart, ist aber so.

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Richtig! Deshalb habe ich im Beitrag auch geschrieben, dass das Geben von der anderen Seite nicht ausgenutzt werden darf.