Wenn Sie lieben, was Sie tun, müssen Sie nie wieder arbeiten!

Ein Gastbeitrag von Nicola Fritze (mehr über die Autorin in der Autorenbox am Ende des Artikels):

Kennen Sie diese Situation im Flugzeug: Sobald die Fluggäste sitzen, verstecken sie sich gerne hinter einer Zeitung. Sofern es nicht per Video geschieht, haben die Flugbegleiter dann die schwierige Aufgabe, diesen uninteressierten Menschen die Sicherheitsvorkehrungen zu erklären.

Routiniert und mit aufgesetztem Lächeln zeigen sie, wo sich die Notausgänge befinden, wie man den Sicherheitsgurt schließt und wie man sich die Sauerstoffmasken aufsetzt.

Ich habe immer etwas Mitleid mit den Flugbegleitern. Versetzen Sie sich mal in deren Lage: Sie müssen da im Gang stehen, sehen 120 gelangweilte und gestresste Gesichter, die Sie mehr oder weniger ignorieren oder sogar mitleidig belächeln. Und Sie müssen gut gelaunt und kompetent vorturnen. Und zwar zweimal: deutsch und englisch! Würde Ihnen diese Arbeit Spaß machen?

Zum Glück gibt es Menschen, die diese Arbeit machen und ein noch größeres Glück ist es, wenn man Menschen trifft, die diese Arbeit sogar gerne machen.

Zufriedenheit gewinnt Aufmerksamkeit

Und genau das durfte ich unlängst erleben. Ich betrat das Flugzeug und wurde angelächelt. Und zwar von Herzen angelächelt. Nicht dieses „Ich-muss-jetzt-Lächeln“-Lächeln. Nein, es war ein echtes, herzliches Lächeln.

Es wurde sofort deutlich: Hier arbeitet ein Flugbegleiter, der liebt, was er tut.

Selbst als er die Sicherheitsvorkehrungen vorführte, wirkte er zufrieden und lächelte. Damit gewann er meine Aufmerksamkeit. Und nicht nur meine. Auch andere Fluggäste bemerkten, dass da jemand eine positive Ausstrahlung und Spaß an seiner Arbeit hat. Sie schauten ihm gerne dabei zu, wie er auf die Notausgänge zeigte. Als mir dieser Flugbegleiter später Getränke anbot, konnte ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass er seine Arbeit offensichtlich gerne macht. Darauf antwortete er:

„Arbeit? Ich liebe es zu fliegen und Menschen eine angenehme Zeit über den Wolken zu schenken.“

Wow! Das ist natürlich etwas ganz anderes als ARBEIT.

Und was würden Sie sagen, wenn ich Sie fragen würde: Was tun Sie? Was lieben Sie an Ihrem Beruf? Gehen Sie Ihrer Berufung nach? Leben Sie Ihren Traumberuf oder haben Sie eher Albträume? Was motiviert Sie täglich, Ihrer Berufung nachzugehen?

Das, was diesen Flugbegleiter von den meisten seiner Kollegen unterscheidet ist seine Einstellung zu seinem Beruf.

Er empfindet es nicht als Arbeit. Während er mir meinen obligatorischen Tomatensaft eingoss, erklärte er mir, dass er auch nie sagen würde, er müsse arbeiten gehen. Er sagt „ich gehe heute fliegen“ oder „ich fliege heute“. Und genau das ist es, was dieser Mann ausstrahlt. Er fliegt und bedient Menschen von ganzem Herzen. Er arbeitet nicht. Und das ist es, was die Fluggäste an ihm schätzen, weshalb er Aufmerksamkeit bekommt.

Der Maler, Dichter und Philosoph Khalil Gibran bringt es wunderbar auf den Punkt:

Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe.

Wie können Sie Ihre Arbeit noch mehr lieben?

Dazu einige Tipps:

  • Machen Sie sich den Sinn Ihrer Arbeit bewusst: Wozu ist das gut, was Sie täglich tun? Welchem höheren Ziel dient Ihre Arbeit?
  • Erfreuen Sie sich an Details in Ihrer Arbeit.
  • Leben Sie im Moment: Wenn Sie etwas tun, dann tun Sie es mit voller Aufmerksamkeit und Hingabe. Bleiben Sie mit Ihren Gedanken 100% bei der Sache.
  • Konzentrieren Sie sich auf das gute Gefühl, wenn etwas erledigt ist.
  • Nehmen Sie jeden noch so kleinen Fortschritt wahr.
  • Belohnen Sie sich selbst.
  • Gestalten Sie Ihre Arbeitsatmosphäre im Rahmen der Möglichkeiten so angenehm und inspirierend wie möglich.
  • Tun Sie immer etwas mehr als das, wofür Sie bezahlt werden.
  • Arbeiten Sie an ihrem kontinuierlichen Verbesserungsprozess.
  • Öffnen Sie Ihre Sinne, nehmen Sie auch die Blumen am Wegesrand wahr.

Wenn wir lieben, was wir tun, müssen wir nie wieder arbeiten. Und wenn wir Freude haben an dem, was wir tun, dann sind wir kreativer und leistungsstärker und haben mehr Erfolg.

Tun Sie das, was Sie tun mit Hingabe und Begeisterung. Geben Sie Ihr Bestes. Wenn Sie Ihr Bestes geben, haben Sie mehr Freude und Erfüllung an Ihrer Arbeit, Sie sind zufrieden mit sich selbst, haben eine positive Ausstrahlung und Erfolg.

Das Hausaufgabenprinzip

Machen wir dieses Phänomen an einem Beispiel deutlich:

Erinnern Sie sich an Ihre Schulzeit. Mit welchem Gefühl sind Sie zur Schule gegangen, wenn Sie wussten, Sie hatten die Matheaufgaben nicht gemacht und Englisch nur zur Hälfte? Kein gutes Gefühl, oder?

Und wie sind Sie zur Schule gegangen, wenn Sie alle Hausaufgaben gemacht hatten? Wenn Sie also bei den Hausaufgaben Ihr Bestes gegeben hatten? War da nicht ein Funke Vorfreude, Zufriedenheit, vielleicht sogar Stolz in Ihnen?

Dieses Hausaufgabenprinzip gilt auch heute noch. Wir fühlen uns gut, wenn wir alles gegeben haben, es befriedigt uns. Wenn Sie sich nur zu 50 % einsetzen, leiden Sie mehr darunter als Ihr Chef oder Ihre Firma. Die Firma verliert ein paar Euro. Aber Sie verlieren Ihre Begeisterung und Ihre Selbstachtung.

Geben Sie nicht deshalb Ihr Bestes, weil Sie andere beeindrucken wollen, sondern weil Sie dann mehr Freude und Erfüllung an Ihrer Arbeit haben können. Tun Sie es also für sich.

Wenn man schon sehr lange in seinem Beruf arbeitet, vergisst man manchmal, was einen einmal so begeistert hat. Wir können unsere Liebe zum Beruf ähnlich auffrischen, wie die Liebe zu einem Partner.

Fragen Sie mal jemanden, wie er oder sie seine Partnerin bzw. seinen Partner kennengelernt hat. Und beobachten Sie diese Person genau, wenn sie antwortet.

Die Menschen blühen meistens sichtbar auf, wenn sie das erzählen. Sie erinnern sich an diese wunderbare Phase der Verliebtheit und bekommen auch im Moment der Erzählung gleich eine ganz andere Gesichtsfarbe, einen Glanz in den Augen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Paar auf irgendeine Art und Weise sich während oder nach dem Erzählen berührt, wenn nicht sogar Zärtlichkeiten austauscht, ist sehr hoch. Es geht ihnen gut und sie erzählen gerne von diesem besonderen Moment in ihrem Leben.

Erinnern Sie sich an Ihre ersten Tage in Ihrem Beruf oder in dieser Firma? Alles war neu für Sie. Neue Kollegen, neue Aufgaben. Das war wahrscheinlich auch etwas aufregend. Was hat Sie damals begeistert? Was hat Ihnen Spaß gemacht? Welche Ideen und Ziele hatten Sie damals? Mit welchem Gefühl sind Sie morgens aufgestanden? Wie würden Sie über Ihre ersten Monate erzählen?

Stellen Sie Fragen

Wenn Sie Ihre Arbeit wieder mehr lieben wollen, oder wenn Sie jemanden dabei unterstützen wollen, dass er seine Arbeit wieder mehr liebt, stellen Sie folgende Fragen:

  • Welche Tätigkeiten in meinem Beruf machen mir Freude?
  • Was haben diese Tätigkeiten gemeinsam?
  • Bei welchen Tätigkeiten kann ich meine Stärken und Talente einbringen?
  • Welche Tätigkeiten gehen mir leicht von der Hand?
  • Inwiefern kann ich „ungeliebte Aufgaben“ delegieren? Wem könnten diese Aufgaben vielleicht sogar mehr Spaß machen als mir? Wem geht das leichter von der Hand?
  • Was würde ich gerne tun, was ich bisher noch nicht tue?
  • Welche Fähigkeiten würde ich gerne vertiefen oder neu dazu gewinnen?
  • Wo und wann will ich diese Fähigkeiten erlernen? Wie sieht der erste Schritt aus, um mein Vorhaben umzusetzen?

Es liegt in Ihrer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Ihnen Ihr Beruf Spaß macht. Nur dann sind Sie kreativ und erfolgreich. Sie haben es in der Hand, die Dinge zu ändern, die Sie ändern können. Entscheiden Sie sich zu handeln, anstatt andere dafür verantwortlich zu machen, dass Sie nicht zufrieden sind.

Stellen Sie sich immer mal wieder die Frage: Arbeite ich, um zu leben oder lebe ich, um zu arbeiten?

Sie tragen die Verantwortung dafür, dass Sie leben während Sie arbeiten! Zögern Sie nicht, selbst aktiv zu werden, denn Sie könnten kostbare Zeit verlieren. Und das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht. Machen Sie es wie der Flugbegleiter: Lieben Sie, was Sie tun, zeigen Sie auch anderen, dass Sie Spaß an Ihrem Beruf haben und heben Sie ab.


Über die Autorin:

nicola fritze

Nicola Fritze ist eine gefragte Referentin und Trainerin rund um das Thema Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation. Sie gehört zu den „Top 100 Excellent Speakers“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ist Mitglied bei der German Speakers Association und ist bei den „5-Sterne-Rednern“.

» Website von Nicola Fritze

 

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Kommentare

  • Friederike Bischof

    Schöner Artikel – und so wahr! Mark Twain hat es auch auf den Punkt gebracht: “Das Gesetz der Arbeit scheint äußerst ungerecht – aber es ist da und niemand kann es ändern: Je mehr Vergnügen Du an Deiner Arbeit hast, desto besser wird sie bezahlt!

  • Heike Feldkamp

    Das ist ein wirklich schöner Text und ich kann ihn nur bestätigen!

    Ich arbeite im Krankenhaus und oft höre ich von Patienten: “Ihre Arbeit möchte ich aber nicht machen.” Ich sage dann, wenn mir dieser Beruf keinen Spaß machen würde, hätte ich ihn nicht gelernt. Denn mir macht er wirklich Spaß und sehe es auch nicht als “Arbeit” an.
    Danke!