Burnout trotz fehlender Arbeitsüberlastung? Ja!

Unlängst saß ich mit Bekannten zusammen. Dabei kamen wir auf das Thema Burnout zu sprechen. Bei einem gemeinsamen Bekannten wurde Burnout diagnostiziert. Diese Diagnose ist bei einigen in der Runde auf Unverständnis gestoßen.

„Warum der bei seiner anspruchslosen Arbeit an einem Burnout leidet, ist für mich nicht nachvollziehbar. Da hätte ich bei meinem stressigen Job weitaus mehr Gründe, die dazu führen müssten!“

Solche und ähnliche Meldungen sind im Gespräch gefallen.

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Über einen längeren Zeitraum andauernde
psychische Belastung kann zu Burnout führen.


Die gängige Meinungsbild …

Leider herrscht immer noch die gängige Meinung, dass Burnout ausschließlich durch eine Arbeitsüberlastung verursacht wird. Dem ist aber nicht so! Burnout kann viele Ursachen haben. Burnout wird nicht umsonst auch als Erschöpfungssyndrom bezeichnet.

Und diese Erschöpfung ist selten eine physische, sondern in der Regel eine psychische.

So kann es beispielsweise ohne weiteres Menschen treffen, die keiner anspruchsvollen bzw. belastenden Arbeit nachgehen. Auch diese Menschen sind nicht gefeit vor dem Überlastungssyndrom.

Psychische Belastung über einen längeren Zeitraum

Um nochmals auf die im Gespräch erwähnte betroffene Person zurückzukommen. Bei ihr dürfte die Ursache wohl die Pflege bzw. der Tod eines Familienmitglieds gewesen sein. Dieses Familienmitglied war über einen längeren Zeitraum schwer krank und wurde von ihr gepflegt.

Diese Hilflosigkeit, dieses Ausgeliefertsein einer Krankheit – auch wenn man von der Krankheit nicht selbst, sondern ein Angehöriger betroffen ist – ist eine enorme psychische Belastung, die von Außenstehenden als solche oft gar nicht wahrgenommen wird.

Deshalb: Burnout muss nichts mit Arbeitsüberlastung zu tun haben!

Ein Burnout kann durch jede Art von psychischer Belastung verursacht werden – in der Regel dann, wenn diese über einen längeren Zeitraum andauert. Aber auch ein traumatisches Erlebnis kann dieses Erschöpfungssyndrom zur Folge haben.

Auch wenn sich in den letzten Jahren in der Information und Aufklärung zum Thema Burnout viel getan hat, so sind die möglichen Ursachen vielen noch unbekannt.

Und genau deshalb werden Betroffene oft mit Unverständnis für ihre Situation konfrontiert. Leider!

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Kommentare

  • Silke

    Ja, ich kann definitiv behaupten, dass der Burnout vor allem auch psychische Hintergründe haben kann!

    Ich habe bereits bei einem Kommentar sehr überschwenglich mein Management gelobt. Aber leider arbeite ich in einem Arbeitspool von Schreibkräften (denen muss man ja am wenigsten bezahlen). An sich nicht so schlimm, ich habe einen tollen Chef der unteren Managementebene. So weit, so gut.

    Leider arbeite ich in diesem Arbeitspool auch für einen Chef, der im unteren sowie stellvertretenden mittleren Management angesiedelt ist. Dieser weitet die Auslegung von Assistenzkraft auf Vorzimmertätigkeiten und nicht nur Sekretariatsarbeiten aus, und beansprucht mich zu 80 % (wobei für den mittleren Managementbereich zwei Mitarbeiterinnen da sind!).

    Also wenn jemand von der Führungsebene dringend einen Burnout bei seinem Mitarbeiter (der eh wegen definitiver Arbeitsüberlastung einen leichten hatte) verursachen möchte, dann bitte verstrickt ihn in solche Zickereien.

    Nicht nur Damen haben in der Arbeitswelt ihre Macken. Auch Männer leben diese aus, aber leider meist auf den Buckel ihrer Mitarbeiter.

    Ich musste mich einarbeiten, hatte immensen Druck durch Terminarbeiten und Abnabelung bei meinem vorherigen Sachgebiet und jetzt muss ich mich auch noch gegen die falsche Auslegung meiner neuen Stellenbeschreibung wehren – vielen Dank. Das auch noch mit nur 20 Wochenstunden und Familie.

    Den Chef im mittleren Management in Ehren, er wird seine Gründe haben. Aber diese haben mich endgültig demotiviert und bei mir einen nunmehr waschechten Burnout verursacht. Ich mache nur Fehler und habe mittendrin Aussetzer, in denen ich nur vor mich hinstarre. Dieser Konstellation kann und will ich mit 20 Wochenstunden nicht gerecht werden – bin gelernte Managementassistentin und weiß, dass das gar nicht geht!

    Nach meiner Therapie muss ich in diesen Laden auch noch zurück. Ob ich mir eine Kündigung leisten kann, steht in den Sternen und Sonderurlaub bekomme ich nicht. Also wenn ihr Psychoterror wollt, dann begebt Euch in einen Arbeitspool, Erfolgsfaktor ist sehr hoch!!

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Danke für Ihren Erfahrungsbericht, Silke!

  • Johanna

    Ich habe mir ein Burn-out eingefangen, indem ich mich ständig außerhalb meiner Komfortzone bewegt habe. Da ich schon länger unter Unsicherheit leide, kostet es mich anscheinend mehr Kraft und ist für mich stressvoller, Dinge zu tun, die für andere normal sind.

    Ich schäme mich, dass ich während meines Studiums völlig ausbrannte. Dass es bei einigen (hypersensiblen) Leuten nicht so viel braucht, ist mir im Nachhinein dann auch bewusst geworden. Meine Ansprüche an mich waren einfach zu hoch …

    Seit einem halben Jahr läuft bei mir gar nichts mehr und es scheint sich nichts zu bessern. Meine Belastbarkeit ist gleich null und meine Aussichten, irgendwann mal wieder normal zu arbeiten oder eine Ausbildung abzuschließen, rücken in die unbekannte Ferne.

    Bitte schau besser zu Dir! Es lohnt sich, auch wenn es demütigend ist, einzugestehen, dass man eben nicht so viel leisten kann wie andere … Demut ist eine positive Charaktereigenschaft. Wenn nichts mehr geht, bringt Dir Stolz nämlich auch nichts mehr.

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Danke Johanna!

      Seit einem halben Jahr läuft bei mir gar nichts mehr und es scheint sich nichts zu bessern.

      Haben Sie versucht, externe Hilfe – z. B. durch einen auf Burn-out spezialisierten Therapeuten – in Anspruch zu nehmen? Wenn nicht, sollten Sie das unbedingt in Betracht ziehen, dann stehen die Chancen sehr gut, dass Sie irgendwann wieder normal arbeiten können.

  • Johanna

    Vielleicht sollte ich das … Vielen Dank für den Ratschlag!

  • Birgit Kraxner

    Liebe Johanna,

    ich wünsche Ihnen, dass es bald besser geht. Meine Erfahrung zeigt, dass es sehr wichtig ist, achtsam mit sich/und anderen umzugehen, herausfinden wer ich wirklich bin, keine Vergleiche mit anderen … jeder Mensch ist ein Individuum und das ist gut so!!!

    Lernen, den eigenen Weg zu gehen, Selbst-liebe zu praktizieren und sich seiner Selbst-bewusst zu werden.

    Das kann dauern … lohnt sich immer zu 100% und alle Menschen, die mich so mögen, dürfen gern ein Stück mit mir gehen!

    Ich freue mich, wenn es eine Anregung für Sie oder andere Menschen ist.

  • Konglomat

    Ich bin ein sehr hypersensibler Mensch und habe mein Leben lang eigentlich nur für andere gelebt, ich habe es jeden recht machen wollen.

    Ich habe ein relativ hohes Wissen im IT-Bereich (hab Informatik gelernt und mehrere Lehrgänge in verschiedensten Bereichen absolviert). Ich wurde irgendwann krank und eine Schizophrenie brach aus. Das Problem dabei ist, dass ich dadurch extrem stressanfällig wurde, noch extremer als ich es schon war, und ich mich gegenüber Menschen, die mir wichtig sind, die ich so sehr liebe (Freunde, Familie etc.) nicht abgrenzen kann – leider, denn ich habe wirklich Probleme mit dem Nein!-Sagen, das fällt mir schwer.

    Durch mein Informatikwissen habe ich in den letzten 3 Jahren (ohne etwas dafür zu bekommen oder zu verlangen, da meist für Familie oder Freunde) über 400x PCs und Smartphones fertig gemacht (vermurkste Systeme, einrichten, Hardwareaufbau, alles mögliche) und bei jedem Wohnungsumzug war ich dabei. Ich wurde regelrecht ausgenutzt, dann hatte ich noch einen Todesfall eines Freundes zu verkraften.

    Durch diese Überlastung kamen die traumatischen Erlebnisse psychischer und physischer Gewalt aus meiner Kindheit wieder hoch und ich entwickelte extrem starke Erschöpfungssymptome! Es war so schlimm, dass ich regelrecht an das Bett gefesselt war. Ich konnte nicht mehr, ich war völligst durch, als wenn die Lebensenergie fehlt, der Akku schon tiefentladen ist, dazu extreme Traurigkeit und Verzweiflung bei den leichtesten Dingen und Aufgaben, bis meine Ehefrau gesagt hat „Stopp! bis hierher und nicht weiter!“

    Jetzt bin ich in psychiatrischer Behandlung und zu Hause. Es geht langsam wieder bergauf durch viel Ruhe, moderater Bewegung in der Natur und Dinge, die mir Spaß und Freude bereiten. Bei Burnout sind Lachen und Humor wirklich ein sehr gutes Mittel! Zusätzlich nehme ich noch Aminosäuren verschiedener Art, Magnesium, Vitamin D3 hochdosiert, mache Gesprächstherapie und versuche immer positiv zu denken. Ein leichtes Antidepressiva kam die ersten Monate auch zum Einsatz, als es besonders schlimm war (eher ein Stimmungsstabilisator).

    Haltet durch und bleibt weiterhin gesund!

    Konglomat

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Vielen Dank für Ihren Erfahrungsbeitrag. Ihnen alles Gute!