
Opferrolle → 17 Anzeichen, 6 Gründe & 7 Tipps: Opferrolle verlassen
Ob in der Arbeit oder im privaten Umfeld – wahrscheinlich kennen Sie auch Personen, die sich gerne als Opfer darstellen und ihre Hände stets in Unschuld waschen. An ihrer misslichen Lage, an der belastenden Situation, an Fehlern, an was auch immer – schuld sind immer die anderen oder die Umstände ODER ... (hier können Sie weitere Gründe einsetzen, die als Ausrede genannt werden), niemals sie selbst.
Schuld sind immer die anderen!
Wichtig: Dieser Beitrag handelt NICHT von Menschen, die Opfer eines belastenden Vorfalls (Unfall, psychische und physische Gewalt, traumatische Erfahrung, Straftat etc.) geworden sind. Hier geht es um Personen, die – meistens bewusst – eine Opferhaltung einnehmen, um sich daraus Vorteile zu verschaffen.
(Chronische) Opferrolle erkennen: 17 Anzeichen
Wenn mehrere der folgenden Anzeichen bei einer Person zutreffen, weist dies auf einen „Opfertyp“ hin:- jammert gerne und oft
- sieht sich gegenüber anderen benachteiligt oder unfair behandelt
- ist selten bereit, von sich aus etwas zu ändern, was zu einer Besserung der eigenen Lage führen könnte
- fühlt sich bei jedweder Kritik persönlich angegriffen
- ist selten um eine Ausrede verlegen
- erlebt sich selbst als hilflos
- ist chronisch unzufrieden
- tendiert zu Egoismus
- scheut sich davor, Entscheidungen zu treffen
- badet sich in Selbstmitleid
- kann sich anderen gegenüber nicht durchsetzen (Opferrolle wird genutzt, um wenigstens dadurch Zuspruch zu erhalten)
- projiziert die eigenen negativen Emotionen auf Mitmenschen
- fehlt es an Selbstreflexion und Eigenverantwortung
- überreagiert auch bei unbedeutenden Vorfällen (macht aus einer Mücke einen Elefanten)
- manipuliert, um bei Mitmenschen Schuldgefühle zu erzeugen (emotionale Erpressung)
- hat ein geringes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen
- gibt stets anderen die Schuld
Schuldzuweisungen sind (meist) Ausreden
Die Schuldzuweisungen beziehen sich in der Regel nie auf die eigene Person, sondern immer auf Mitmenschen oder ungünstige Umstände:„Ich hätte es ja geschafft, aber …“ „Weil die anderen …, konnte ich nicht …“ „Wenn nicht … gewesen wäre, dann hätte ich schon lange …“ „Wenn es mir nicht so schlecht ginge, dann …“Schuldzuweiser und Ausredenkünstler suhlen sich oft geradezu in ihrer selbst gewählten Opferrolle. Für alles, was ihnen widerfährt, suchen und finden sie die Schuld bei anderen. Das ist für das unmittelbare Umfeld anstrengend, was häufig dazu führt, dass Menschen zu diesen Personen früher oder später auf Distanz gehen oder den Kontakt ganz abbrechen.
Verharren in der Opferhaltung – die Vorteile
Betroffene sehen in ihrer Opferhaltung durchaus Vorteile. Sie …- erhalten Mitleid und Aufmerksamkeit,
- werden durch das zugesprochene Mitleid oft ge- und verschont oder von der Verantwortung entbunden
- und brauchen keine Eigenverantwortung für ihre Lage übernehmen, denn Schuld sind immer andere Personen oder ungünstige Umstände.

4 Gründe, warum Menschen die Opferhaltung wählen
Das bewusste oder unbewusste Einnehmen der Opferrolle und das ständige „Schuld von sich weisen“ können verschiedene, individuelle Ursachen haben. Jeder von uns hat eine ihn prägende Vorgeschichte (Erlebnisse, Erziehung etc.), aus der oft eingefahrene Glaubenssätze, Denk- und Verhaltensmuster resultieren. Im Folgenden 4 mögliche Gründe, die teils auch ineinandergreifen und in Kombination auftreten können:1. Schlicht und einfach: Bequemlichkeit
Wer stets die Schuld von sich weist, ist folglich auch nie selbst verantwortlich für die missliche Lage. Aus dieser eigenen Wahrnehmung lässt sich auch nichts zu einer Besserung beitragen, man muss nicht handeln. Bevor diese Personen aktiv werden, bleiben sie lieber in der bequemen, passiven Opferhaltung. Denn das ist wesentlich einfacher, als aktiv zu werden und sich anzustrengen.2. Aufmerksamkeit und Mitleid erhaschen
Sie erhoffen sich Mitleid und Trost durch ihre Opferrolle, denn das ist auch eine Form von Aufmerksamkeit, die ihnen dadurch zuteilwird. Gut gemeinte Ratschläge und Tipps interessieren sie weniger. Diese werden ignoriert oder nur alibimäßig kurz umgesetzt. Denn letztlich wollen sie an ihrer Opferrolle nichts ändern, sondern nur Mitleid oder Aufmerksamkeit. Sie fühlen sich von Ratgebern sogar bevormundet und unverstanden. Deshalb wenden sie sich lieber an Personen, die sie in ihrem Lamento bestärken und in das Klagelied einstimmen.3. „Ich bin besser als die anderen!“
Insbesondere Menschen, die ständig anderen die Schuld geben und Sündenböcke suchen, wollen sich dadurch oft in eine moralisch überlegene Position hieven: „Schuld sind die anderen, deshalb bin ich besser als sie!“4. Geringes Selbstbewusstsein
Opfertypen sind meist unsichere Menschen. Mangelt es an Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein, kann das Einnehmen der Opferrolle auch von dem Verlangen nach Bestätigung und Anerkennung herrühren:In eigener Sache
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Ursache: Die Opferrolle wird in der Kindheit „erlernt“
Eine häufige Ursache für das Verharren im Opfermodus sind eingefahrene Gedanken- und Verhaltensmuster, die sich bereits in der Kindheit entwickelt haben. Konstellationen, die diese frühzeitigen ungünstigen Entwicklungen vorantreiben:- Das Kind stellt fest, dass ein Geschwisterteil von den Eltern bevorzugt wird. Dadurch hat es ständig das Gefühl, zu kurz zu kommen und sieht sich „geschwächt“.
- Ein Mangel an Zuneigung und Aufmerksamkeit bereits im frühen Alter kann ebenso ursächlich sein. Die Erfahrung, dass man dann durch Einnehmen der Opferrolle Zuspruch und Trost erhält, macht den Opfermodus umso reizvoller.
- Eltern können beim Kind (unbewusst) Schuldgefühle erzeugen, die zur Verinnerlichung der Opferrolle führen. Etwa wenn Streitereien zwischen Mutter und Vater auf dem Rücken des Kindes ausgetragen werden.
- Das Kind wächst überbehütet auf. Ihm wird alles abgenommen, was mit Anstrengung verbunden ist. Die Bequemlichkeit wird unterstützt oder zumindest nicht unterbunden. Diese Kinder werden als Erwachsene eher Schwierigkeiten haben, mit widrigen Umständen alleine fertigzuwerden. Und wenn sie von klein auf erfahren haben, dass alle in ihrem unmittelbaren Umfeld Rücksicht auf sie nehmen und das irgendwann nicht mehr der Fall ist, fühlen sie sich plötzlich benachteiligt. Sie tendieren dazu, ihr Weiterkommen von anderen abhängig zu machen, weil sie nicht gelernt haben, selbstständig zu agieren.
- Auch ein geringes Selbstwertgefühl und daraus resultierende Minderwertigkeitskomplexe können zur eigenen Opferfixierung führen. Wenn Vorwürfe durch die Eltern in Dauerschleife laufen, wirkt sich das unweigerlich auf das Selbstbild des Kindes aus.
Opferrolle ablegen – wie Sie anderen dabei helfen
- Vermeiden Sie Vorwürfe – z. B. in Bezug auf das Mitleid heischende Verhalten. Denn Vorhaltungen bestärken die Person in ihrem „Opferglauben“.
- Versuchen Sie, die Vorteile zu vermitteln, die eine Änderung der Verhaltens- und Denkmuster bewirken kann: Wer Selbstverantwortung übernimmt und aktiv wird, kann seine Lebensqualität enorm verbessern. Wer hingegen die Opferrolle einnimmt, gewährt anderen die Macht über sich und macht sein Fortkommen von anderen abhängig.
- Zeigen Sie Verständnis, denn der Opferrolle-Grundstein wurde meist durch belastende Umstände in der Kindheit gelegt. Versuchen Sie, prägendes Vergangenes durch sensibles Nachfragen und aktives Zuhören zu ergründen. Das unterstützt den Aufarbeitungsprozess.
- Wechselt die Person in Gesprächen in den Opfermodus, lenken Sie die Unterhaltung auf positive Themen. Beteiligen Sie sich nicht an Jammereien.
- Motivieren Sie zu aktivem Handeln. Unterstützen Sie alle Aktionen, die sich aus der Opferstarre bewegen oder kleine Erfolgserlebnisse bewirken können.
- Häufige Ursache für die Opferfixierung ist mangelndes Selbstvertrauen. Starke, selbstbewusste Menschen verlangen nicht ständig nach Aufmerksamkeit oder Zuspruch. Stärken Sie die Selbstsicherheit und das Selbstwertgefühl der „Opfer“. Kommunizieren Sie Wertschätzung und aufrichtige Komplimente.
Weitere Beiträge zum Thema "Selbstmanagement": ➠ Anleitung: Selbstvertrauen stärken leicht gemacht ➠ PDF mit Beispielen für persönliche Werte
Wie umgehen mit Opfertypen?
In Ihrem unmittelbaren Umfeld gibt es einen Menschen, der an seinem Opferstatus keinesfalls etwas ändern will? Dann bleiben Ihnen wenige Möglichkeiten:- Sie weisen die Person mit Nachdruck darauf hin, dass sie in Ihrer Anwesenheit das Lamentieren, die Schuldzuweisungen und Ausreden unterlassen soll.
- Sie ignorieren das Opferverhalten.
- Sie schränken den Kontakt so weit wie möglich ein.
Raus aus der Opferrolle: 4 Tipps
Sie ertappen sich manchmal selbst in der Opferhaltung? Wenn Sie sich selbst hin und wieder in die Opferrolle hineinmanövrieren und das zukünftig vermeiden wollen, gehen Sie am besten so vor:1. Sie müssen aus der Opferrolle herauswollen
Der Wunsch und der Wille, die Opferrolle zu verlassen, sind Grundvoraussetzung für alle weiteren Maßnahmen.Denn wo ein Wille, da ein Weg. Wo kein Wille, da keine Veränderung.
2. Betreiben Sie Selbstreflexion
Machen Sie sich bewusst, wann genau Sie dazu tendieren, die Schuld auf andere (Menschen, Umstände, …) zu schieben. Hierzu einige Reflexionsfragen:- Sind es immer die gleichen Situationen? (Beispielsweise dann, wenn Sie überfordert sind.)
- Weisen Sie nur gewissen Menschen die Schuld zu?
- Begeben Sie sich nur gegenüber bestimmten Personen in die Opferrolle, von denen Sie z. B. Zuspruch, Mitgefühl wünschen?
- Was belastet Sie derzeit am meisten? Worin sehen Sie die Gründe für diese Belastung?
- Hat Ihnen bereits jemand Ihre Opferhaltung vorgeworfen? Wenn ja, in welchem Zusammenhang?
3. Bleiben Sie nicht hilflos
Wenn Sie sich als hilflos wahrnehmen und glauben, keine Einflussmöglichkeiten zu haben, dann verharren Sie in der Opferfalle. Führen Sie sich vor Augen, dass Sie nicht hilflos sind.Sie treffen Ihre eigenen Entscheidungen, die Ihr Leben beeinflussen. Sie bestimmen, wie Sie handeln, sich verhalten und fühlen.
4. Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl
Nicht selten sind es Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl, die in die Opferrolle fallen. Sie denken gering von sich und lehnen sich selbst ab. Sollten Sie sich darin wiedererkennen, stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl.Je stärker Ihr Selbstwertgefühl und je mehr Sie sich selbst mögen, desto seltener werden Sie in die Opferrolle zurückfallen.
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Häufig resultiert die Angst aus mangelndem Selbstwertgefühl. Eine Stärkung des Selbstwertgefühls kann enorm dazu beitragen, dass das Loslassen leichter gelingt.REFERENZ: Übungen aus dem Downloadpaket werden u. a. von der KLINIK SGM LANGENTHAL (Psychotherapie & Psychosomatik) genutzt, um Patienten beim Erlangen von mehr Selbstbewusstsein im Alltag zu unterstützen. Hilfe zur Selbsthilfe: ❁ SELBSTBEWUSSTSEIN: alle Infos → HIER klicken
5. Geben Sie sich nicht selbst die Schuld
Oft sind es Ereignisse und Erfahrungen, die Personen in die Opferrolle drängen. Vielleicht war es bei Ihnen auch so. Indem Sie diese Ereignisse nicht als Strafe oder ausschließlich auf sich selbst beziehen, gelingt es leichter, sich von der Belastung und der Opferhaltung zu lösen.6. Legen Sie den ersten Schritt fest
„Was kann ICH tun, damit es mir besser geht?“ Passivität wirkt wie eine angezogene Handbremse und verhindert das Vorankommen, das Erreichen einer Besserung. Auch wenn Sie vollkommen schuldlos sind und in eine ungute Situation hineingeschlittert sind – machen Sie sich bewusst, dass Sie auch eigenverantwortlich zu einer Besserung beitragen können. Und wenn es im ersten Schritt nur das Akzeptieren der eingetretenen misslichen Lage ist. Beantworten Sie diese Frage:Welchen ersten Schritt kann ICH machen, damit es mir besser geht?Formulieren Sie am besten jetzt gleich eine Maßnahme, die zu einer Besserung führt.
7. Werden Sie aktiv
Schon Goethe wusste:„Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.“Passivität bedeutet immer Stillstand, das Tun bewirkt hingegen Veränderung. Suchen Sie nicht mehr nach Ausreden oder die Schuld bei anderen. Finden Sie stattdessen Möglichkeiten, die Ihre Situation verbessern, und setzen Sie diese um. Werden Sie aktiv! Mit jedem positiven Erlebnis werden Sie Kraft und neue Energie schöpfen und sich aus der Opferspirale befreien.
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Eine Stärkung des Selbstvertrauens kann enorm dazu beitragen, sich nicht mehr als Opfer zu fühlen.Hilfe zur Selbsthilfe & Anleitungen zur Stärkung Ihres Selbstbewusstseins und Selbstvertrauens erhalten Sie damit: ❁ SELBSTBEWUSSTSEIN: alle Infos → HIER klicken
Opferrolle verlassen: Es gibt viele Wege zum Glück
Es gibt viele Wege zum Glück. Einer davon ist, aufhören zu jammern. Albert Einstein zugeschriebenPersonen, die die Opferrolle bevorzugen, tendieren zu übermäßigem Jammern. Dieses ständige Lamentieren hat noch nie an einer unguten Situation etwas geändert hat. Hin und wieder kann Jammern entlastend und befreiend wirken. Wenn es allerdings zur Gewohnheit wird, belasten Jammerer sich selbst und ziehen zudem ihre Mitmenschen mit runter, denn der Fokus ist ständig auf das Negative ausgerichtet. Der Blick auf das Positive und Schöne geht langsam, aber sicher verloren. Personen mit eigener Opferfixierung vergleichen sich oft mit anderen Menschen. Dabei finden sie immer jemanden, der etwas besser kann oder etwas hat, was sie auch gerne besitzen würden. Das macht unzufrieden, wie auch der dänische Philosoph Søren Kierkegaard weiß:
Das Vergleichen ist das Ende des Glückes und der Anfang der Unzufriedenheit.Raus aus der Opferrolle – hier die Tipps in einem Dokument nochmals zusammengefasst:

Zum Weiterlesen:
- Beleidigungen, Kränkungen & Verletzungen: Wie damit umgehen? Wie reagieren?
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