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Zeitmanagement: Auch Sie werden fremdbestimmt!

Gleich zu Beginn meiner Zeitmanagementseminare präsentiere ich den Teilnehmern zwei Punkte, die meiner Meinung nach wesentlich für das weitere Verständnis der Inhalte sind:
  1. Zeitmanagement ist Selbstmanagement

    Der gebräuchliche Begriff Zeitmanagement suggeriert, dass sich die Zeit managen lässt. Dass dem nicht so ist, steht wohl außer Frage, denn von der Ressource Zeit steht jedem täglich gleich viel zur Verfügung: 24 Stunden. Möglich ist allerdings, sich selbst zu managen bzw. den (Arbeits-)Tag zu organisieren, um die Ziele – das können zu erledigende Aufgaben sein – zu erreichen.
  2. Selbstmanagement und Selbstbestimmtheit gehen Hand in Hand

    Inwieweit dieses Selbstmanagement gelingt, hängt u. a. vom Grad der Selbstbestimmtheit ab.
Wenn dieses Bewusstsein in den Köpfen der Zeitmanagementseminar-Teilnehmer angekommen ist, sehen sie gewisse Zusammenhänge klarer. Punkt 1 habe ich hier im Blog schon des Öfteren erwähnt. Nun möchte ich mal auf Punkt 2 näher eingehen.

Jeder wird fremdbestimmt – auch Sie! (Bild: Fotolia©kantver)

Der Unterschied zwischen fremdbestimmter und selbstbestimmter Arbeit

Arbeit ist nicht gleich Arbeit. Selbstbestimmt/fremdbestimmt – die Begriffe an sich sind schon recht aussagekräftig. Sie gehen einer selbstbestimmten Arbeit nach, wenn Sie also selbst bestimmen. Diese Selbstbestimmung kann die Ausführung Ihrer Arbeit betreffen, die Vergabe der Prioritäten, die Erledigungstermine und/oder die Zeitgestaltung.
Bei einer selbstbestimmten Arbeit entscheiden (hauptsächlich) Sie selbst, wann Sie was wie erledigen.
Bei der fremdbestimmten Tätigkeit gibt es diese Entscheidungsfreiheit nicht oder nur eingeschränkt. Es gibt also Vorgaben, was die Ausführung der Arbeit oder die Prioritäten und Erledigungstermine – oder alles zusammen – betrifft. Diese Vorgaben können beispielsweise vom Vorgesetzten oder Auftraggeber kommen. Sie managen also weniger selbst, sondern werden gemanagt. Eine individuelle Planbarkeit (z. B. Tagesplanung, Wochenplanung) ist kaum gegeben.
So mancher fühlt sich dann als Marionette, die nur das machen kann, was die Person darüber mit den Fäden in der Hand vorgibt.

Der Grad der Selbstbestimmtheit

Der Grad der Selbstbestimmtheit Ihrer Arbeit zeigt sich dadurch, inwieweit Sie Zu diesen zwei Formen der Arbeitsflexibilität jeweils ein (Extrem-)Beispiel, um den Unterschied zwischen Fremd- und Selbstbestimmtheit nochmals zu veranschaulichen:

Fließbandarbeiter

Für den Fließbandarbeiter sind sämtliche Arbeitsabläufe genau vorgegeben. Selbst die Anzahl der zu verarbeitenden Produkte/Teile in einem definierten Zeitraum werden festgelegt. Arbeitsbeginn, Pausen, Arbeitsende: vorgegeben.

Künstler

Dem Künstler steht es in der Regel vollkommen frei, mit welchen Werkzeugen und auch wann er sich ans Werk macht und wie viel Zeit er hierfür in Anspruch nimmt. Sein Werk ist fertig, wenn es seiner Meinung nach fertig ist – basta! Ebenso genießt er gestalterische Freiheit in seinem Tun. Diese zwei Beispiele sollen nur der Veranschaulichung dienen. Denn eine vollkommen selbst- oder fremdbestimmte Arbeit gibt es eher selten. Um beim genannten Beispiel zu bleiben: Auch die meisten Künstler haben für ihre Werke in der Regel Auftraggeber, die Fertigstellungstermine, Budget etc. vorgeben.

Die Effektivität des Selbstmanagements ist vom Selbstbestimmungsgrad abhängig

Um nun wieder auf das Zeit- bzw. Selbstmanagement zurückzukommen:
Es kommt immer auf das Ausmaß der Fremdbestimmung an, wie effektiv das Selbstmanagement umgesetzt werden kann. Wenn Sie als Mitarbeiter von Ihrem Chef in der Arbeit regelrecht verheizt und permanent mit einer unüberschaubaren Anzahl an dringenden Aufgaben torpediert werden, dann werden Sie auch mit einem guten Selbstmanagement kaum Oberwasser gewinnen.
Das Ausmaß der Fremdbestimmung ist in Unternehmen auch von der Hierarchieebene abhängig, auf der sich eine Person bewegt.

Jeder wird fremdbestimmt – auch Sie!

Ob Angestellter oder Unternehmer/Selbstständiger, jeder wird in seiner Tätigkeit (mehr oder weniger) fremdbestimmt: In dieser Reihung erfolgt auch die Delegieren-Kette: Abhängig von der Marktentwicklung werden von der Unternehmensführung Entscheidungen getroffen. Die Umsetzung dieser Entscheidungen wird an die Vorgesetzten und Führungskräfte im Unternehmen weitergegeben und die Ausführung an die Angestellten delegiert.
Deshalb: Jeder von uns wird bis zu einem gewissen Grad fremdbestimmt.

Nicht jeder will eigenverantwortlich arbeiten

Nun gibt es durchaus Menschen, die mit dieser Fremdbestimmtheit in der Arbeit gut klarkommen, sie sogar der selbstständigen Arbeit vorziehen. Denn manche brauchen einfach einen gewissen Halt. Sie verlassen sich gerne auf die Anweisungen der Vorgesetzten und bringen im Rahmen fester Arbeitszeiten mehr Leistung, weil sie andernfalls Schwierigkeiten haben, mit der dazugewonnenen Freiheit umzugehen. Zu groß ist die Versuchung, sich durch banale Dinge ablenken zu lassen. Deshalb bietet sich selbstbestimmtes Arbeiten insbesondere für Personen an, die zu eigenverantwortlichem Handeln in der Lage sind und die Zeit so einteilen können, dass sowohl die eigenen, privaten Bedürfnisse als auch die Anforderungen des Betriebes erfüllt sind. Denn wer sich selbst managt, ist für die Motivation ebenso verantwortlich wie für die Planung, die Organisation, die Zielsetzung und Erfolgskontrolle. Einige Menschen sind damit schlichtweg überfordert.

Wie schaut es mit Ihrem Arbeitsalltag aus?

Werfen Sie mal einen Blick auf einen üblichen Arbeitstag. Listen Sie die einzelnen Aufgaben am besten schriftlich auf, um sich Ihrer Selbstbestimmtheit bewusst zu werden. Und für die Zahlenliebhaber: In weiterer Folge können Sie Punkte vergeben – für jede Tätigkeit max. 5 Punkte: Zählen Sie dann sämtliche Punkte zusammen. Die Summe dividiert durch die maximal mögliche Punkteanzahl multipliziert mit 100 ergibt den Selbstbestimmungsgrad in Prozent. Ein vereinfachtes Beispiel:
  1. Meeting ... 1 Punkt
  2. Akquise ... 4 Punkte
  3. Einreichplanung ... 3 Punkte            
Summe: 8 Punkte Max. mögliche Punkteanzahl: 3 x 5 = 15 Punkte Selbstbestimmungsgrad: 8/15 x 100 % = 53 % Natürlich kann und soll das nur ein grober Richtwert sein. Er soll Ihnen nur vor Augen führen, inwieweit Ihr üblicher Arbeitstag selbst- bzw. fremdbestimmt wird. Je länger der Zeitraum und je mehr Tätigkeiten Sie in diese Betrachtung einbeziehen, desto aussagekräftiger ist der Wert.

Fazit

Zeitmanagement ist schön und gut! Allerdings gilt es in diesem Zusammenhang stets zu berücksichtigen, inwieweit Sie in Ihrem (Arbeits-)Alltag selbstbestimmt handeln können. Denn allein mit dem Willen und auch der Fähigkeit, sich selbst zu managen, ist es leider nicht getan. Hier klicken für weiterführende praxisbewährte Impulse & Tipps auf Zeitblüten:
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