Interview: Sven de Vries – ein Leben als Wanderschäfer

Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Leistungsdruck und Stress im Arbeitsalltag stellen für viele eine große Belastung dar. Wohl so mancher möchte das Hamsterrad verlassen und etwas vollkommen anderes machen.

Sven de Vries hat diesen Schritt gewagt. Er ist Wanderschäfer. Zu seinen Erfahrungen und zu seinem Alltag habe ich ihn befragt.

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Sven, welchem Beruf bist du früher nachgegangen?

Ich war in der IT-Branche als Programmierer tätig. Der Beruf war nicht der richtige für mich. Ich glaube, die vielen Burn-outs und psychischen Erkrankungen sind auch eine Folge davon, dass die Menschen einem Beruf nachgehen, für den sie nicht geschaffen sind. Ich habe das bei mir früh genug erkannt und den Absprung geschafft.

Vom Programmierer zum Wanderschäfer – aber warum gerade Wanderschäfer?

Ich bin nicht direkt diesen Weg gegangen. Insgesamt habe ich neun Jahre benötigt, das Richtige für mich zu finden. Dabei hat es viele Rückschläge gegeben. Schließlich bin ich dann bei den Schafen gelandet und habe so eine Aufgabe gefunden, die mich wirklich erfüllt.

Wanderschäfer – was kann man sich genau darunter vorstellen? Was genau ist deine Aufgabe?

Zusammen mit einem Kollegen und einem Lehrling bin ich für 650 Mutterschafe verantwortlich. Es gibt Zeiten, da haben wir mit den Lämmern bis zu 1.500 Tiere zu versorgen. Wir sind mit ein oder zwei Herden das gesamte Jahr unterwegs. Im Sommer betreiben wir Landschaftspflege auf der schwäbischen Alb und im Frühjahr, Herbst und Winter ziehen wir quer durch Oberschwaben.

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Unterwegs mit der Herde

Wie sieht dein typischer Tagesablauf aus?

Ich stehe morgens auf, mache mich auf den Weg zur Herde, schaue mir die Gegend an und suche nach guten Weidemöglichkeiten. Anschließend lasse ich die Herde aus ihrem Nachtpferch und bin den ganzen Tag unterwegs.

Ich versuche, die unterschiedlichen Qualitäten der Wiesen so zusammenzustellen, dass die Schafe optimal versorgt sind. Dabei muss ich das Wetter miteinbeziehen und mir die Wege so aussuchen, dass ich die Herde gut über Straßen und an Ortschaften vorbeimanövrieren kann.

In den Lammzeiten bin ich Hebamme und muss bei unzähligen Geburten helfen und schauen, dass die Neugeborenen gut ins Leben starten.

Braucht es hierfür eine Ausbildung?

Ja, der Beruf nennt sich Tierwirt/in Schäferei und die Ausbildung dauert drei Jahre. Anschließend weiß man das Nötigste und kann anfangen, Erfahrungen zu sammeln.

Auch wenn ich inzwischen sieben Jahre in dem Beruf arbeite, ist es für mich immer wieder faszinierend, alten Schäfermeistern zuzuschauen. Deren Gefühl für die Herde und deren Auge für erkrankte Tiere kann man nur durch viele Jahrzehnte Erfahrung erlangen.

Bist du ständig auf Wanderschaft oder lässt du dich mit deiner Herde auch für eine längere Zeit irgendwo nieder?

Es gibt kaum Plätze, an denen wir länger bleiben. Eigentlich sind wir immer unterwegs.

Wo übernachtest du auf deiner Wanderschaft?

Das ist unterschiedlich. Im Frühling, Sommer und Herbst lebe ich in einem Wohnwagen dicht bei der Herde. Im Winter fahre ich oft heim.

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Unterkunft im Wohnwagen

Lässt sich die Arbeit allein bewältigen?

Ich habe die Hunde. Im letzten Jahr habe ich aber angefangen, Praktikanten mitzunehmen. Allein wird die Arbeit manchmal doch zu viel.

Und es gibt durchaus Interessenten, die in den Beruf des Wanderschäfers reinschnuppern wollen. Das sind entweder Menschen, die sich allgemein für den Beruf interessieren, oder Menschen, die sich damit einen Traum erfüllen.

Bist du ein selbstständiger Wanderschäfer oder befindest du dich in einem Angestelltenverhältnis?

Zurzeit bin ich angestellt. Ich habe aber bereits eigene Schafe in der Herde. In einigen Jahren würde ich gerne die ganze Herde übernehmen.

Kannst du als Schäfer deinen Lebensunterhalt bestreiten?

Das ist eine Frage der Ansprüche. Ich habe im Augenblick 1.800 € brutto. Dabei arbeite ich 7 Tage die Woche. Ich muss also mit dem Geld auskommen. In der Selbstständigkeit wird das kaum besser werden.

Wie überall in der Landwirtschaft haben wir das Problem, dass Lebensmittel zu billig sind. Auch der Handel schlägt ordentlich drauf und die Konkurrenz aus Neuseeland drückt auf den Preis. Beim Discounter ist das Kilo Lammkeule für 8,99 € zu bekommen. Setzen sich solche Preise durch, wird es in Deutschland bald keine Schäfer mehr geben.

Hat sich die Tätigkeit selbst in den letzten Jahren auch verändert?

Wir Schäfer sind indirekt immer von den Veränderungen in unserer Gesellschaft betroffen. Im Grunde ist der Beruf aber der gleiche wie vor hundert Jahren. Die Schäferei lässt sich nicht industrialisieren. Wir spüren aber die Auswirkungen einer auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaft und einer sich von der Landwirtschaft entfremdenden Gesellschaft.

Hast auch du dich durch deine Tätigkeit als Wanderschäfer verändert?

Ja, bei mir hat sich alles geändert! Meine Einstellung zum Leben und zum Tod wie auch meine Wahrnehmung der Dinge, die das Leben ausmachen.

Was ist für dich das Schönste am Schäfersein?

Die gemeinsame Zeit mit meinen Tieren. Von ihnen als Teil der Herde akzeptiert zu werden, ist ein schönes Gefühl und lässt mich andere Dinge vergessen.

Gibt es ein Erlebnis, das dich besonders berührt und vielleicht auch nachhaltig geprägt hat?

Das Lämmchen Mosche. Ich hatte im letzten Jahr dieses Flaschenlamm bei mir, das leider verstorben ist. Der kleine Kerl hat mich nicht nur viel über Schafe gelehrt, sondern auch meine Bindung zur Herde auf einen ganz anderen Level gehoben.

Sein Tod ist mir sehr nahegegangen und hat meine Liebe zu meinen Tieren bestärkt. Ich bin ein besserer Schäfer geworden und muss noch heute viel an Mosche denken. [Aus dem Leben von Mosche zum Nachlesen.]

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Mosche

Was fehlt dir am Schäfersein? Vermisst du etwas aus deiner Berufszeit in der IT-Branche?

Das Wochenende! Ich habe zuletzt im November freigehabt und bin in der Zwischenzeit zweimal krank gewesen. Trotzdem stehe ich morgens bei meinen Tieren.

Würdest du nochmals diesen Weg einschlagen?

Ja, denn seit ich Schäfer bin, habe ich nie daran gezweifelt, dass ich mich richtig entschieden habe. Auch die Zeit davor war wichtig und hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.

Du nutzt ja auch die neuen Technologien, bist häufig online und auch in den sozialen Netzwerken aktiv. Wie lässt sich das auf der Wanderschaft bewerkstelligen?

Mit dem Smartphone und mit einem Laptop. Ich kann inzwischen alles unterwegs erledigen. Dabei ist mir das Smartphone in vielen Bereichen des Schäferseins nützlich.

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Ausgerüstet mit Laptop und Smartphone

Wenn nun unter den Lesern jemand aussteigen und sich auch mit einer Schafherde auf Wanderschaft begeben möchte – was würdest du dieser Person raten? An wen kann man sich wenden?

Erst einmal Urlaub nehmen und ein Praktikum bei einem Schäfer machen. Dadurch kann man sich einen Eindruck verschaffen, ob das Schäfersein den eigenen Vorstellungen entspricht.

Ich betreibe einen kleinen Stellenmarkt für Schäfer. Dort kann man auch nach einem geeigneten Praktikumsplatz suchen.

Wem würdest du vom Schäfersein abraten?

Grundsätzlich niemandem. Es ist aber so, dass sich viele ein sorgenloses Leben erwarten. Schäfer ist aber ein knallharter Job und die Verantwortung ist groß. Man muss bereit sein, das Privatleben an den Nagel zu hängen und sich voll auf eine Sache zu konzentrieren. Deshalb sollte man sich unbedingt vorab ein Bild machen.

Gibt es die Möglichkeit, nur mal für einige Monate – vielleicht über den Sommer – dich mit deiner Herde zu begleiten?

Ja! Allerdings ziehe ich Leute vor, die tatsächliches Interesse an dem Beruf haben. Ich habe überlegt, ob ich das als eine Art Ökotourismus anbiete, aber ich bin nicht abgebrüht genug, von den Leuten Geld dafür zu verlangen.

Abschließend eine klassische Frage, aber es interessiert mich doch: Wo siehst du dich in 10 Jahren? 

Genau hier. Ich hoffe, genug erwirtschaften zu können, sodass uns dann die Herde gehört. Mein Kollege und seine Freundin erwarten ein Kind und wir leben in Bauwägen. Vielleicht können wir irgendwann ein Haus bauen.

Für mich persönlich wünsche ich mir etwas mehr Zeit für mich und eine Partnerin, die bereit ist, mich mit den Schafen zu teilen.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke, Sven!

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Sven de Vries

Wenn Sie Sven kontaktieren möchten, erreichen Sie ihn

Sein Stellenmarkt für Schäfer

Sven hat auch einen Stellenmarkt für Schäfer von Schäfern online gestellt.

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» Hier geht’s zu seinem Schäfer-Stellenmarkt.

Abschließend noch einige Impressionen aus Svens Alltagsleben:

 

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Kommentare

  • Rossl

    Also ich kann mir gut vorstellen, dass so eine Art sanfter Ökotourismus in diesem Zusammenhang gut funktioniert und dass immer mehr Leute so etwas suchen. Aber warum man da abgebrüht sein muss, um dafür Geld zu verlangen, verstehe ich nicht ganz.

    Nix ist heute gratis auf der Welt und schon gar nicht im Tourismusbereich. Wenn er da etwas anbieten will, wäre es sogar komisch, dafür kein Geld zu verlangen. Ich bin mir sicher, dass sehen Leute auch so, die so ein Angebot nutzen würden.

    Aber ansonsten interessantes Interview und schöne Bilder!

  • Veronika Binder

    Ein interessanter Beruf, oder wohl besser Berufung. Aber dass das doch so ein harter Job ist, habe ich nicht vermutet und ist sicher den meisten nicht bewusst. Ich hatte da ein wildromatisches Bild vom Schäfersein im Kopf. Ich kann mir für mich auch nicht vorstellen, für diesen Bruttolohn 7 Tage die Woche zu arbeiten. Die Naturverbundenheit stelle ich mir aber wunderschön vor.

    Ich muss Rossl recht geben. In der Idee mit dem Ökotourismus sehe ich auch Potenzial und natürlich musst du dafür Geld verlangen. Sonst kannst du dir ja nie deine eigene Herde leisten. ;)

    LG Veronika

  • Anja

    Wow, Respekt für diesen ungewöhnlichen Lebenstraum und die tatsächliche Durchführung!

    Ich kann mir vorstellen, dass das Schäferdasein kein einfacher Job ist, aber wenn es wirklich das ist, was einen glücklich macht, dann nimmt man schwere Arbeit doch gerne in Kauf.

    Und wenn ich lese, dass Sven sich auch in 10 Jahren noch in diesem Job sieht – Herzlichen Glückwunsch für das Leben deines Traums! :)

    LG

  • Grobner

    Nur mal so ein paar Idee für dich, Sven, die mir spontan eingefallen sind:

    Gibt ja von diversen Veranstaltern Trainings wie Outdoor-Teambuilding, Führungsseminare und Teamtrainings mit Pferden etc. Da lässt sich sicher einiges auch mit Schafen bzw. mit einer Schafherde umsetzen. Oder verschiedene Workshops für Kinder, Schulklassen etc.

    Und wenn du es nicht alleine machen willst, gibt es sicher auch Trainer, für die eine Kooperation mit dir in diese Richtung interessant wäre.

    • Sven

      An sich könnte ich mir sowas gut vorstellen. Die Idee mit der Kooperation ist wichtig. Schließlich bin ich ja vor allem für meine Mädels da und hab wenig Zeit, mich noch um Menschen zu kümmern.

  • mf-technik

    Sehr berührend!

    Ich kenne auch eine Frau, die über ein Jahr als Schäferin gearbeitet hat. Auslöser bei ihr war auch der Stress in der Arbeit.

    Etwas Neues oder etwas ganz anderes als den eigenen Beruf auszuprobieren, finde ich eine spannende Sache, auch wenn nur für einige Wochen oder Monate getestet wird.

  • André

    Ich könnte mir vorstellen, dass unter den ambitionierten Hundebesitzern viele dabei sind, die gerne mal so einen Urlaub machen würden.

    Unsere beiden Border Collies sind am Schaf ausgebildet und wir haben (als Berliner) alle 2 Wochen die Gelegenheit mit ihnen an einer kleinen Herde zu üben.

    Ein ganzer Urlaub würde uns sehr reizen.

    • Sven

      Da bin ich nicht so dafür André. Es gibt kleinere Schafhalter, die so etwas anbieten, aber beim Hüten arbeitet man mit der Angst der Schafe vor dem Hund.

      Ständig unausgebildete Hunde auf Schafe loszulassen, ist da schon fast Tierquälerei. Schafhaltern die Arbeit mit den Hunden beizubringen, ist für mich in Ordnung und kommt auch den Schafen entgegen. Leider halten einige Hundehalter ihre Schafe als Hundespielzeug und vergessen dabei, dass Schafe sehr empfindsame Wesen sind, die anderes verdient haben.

      • André

        Hallo Sven,

        ich danke dir sehr für diese neue Sichtweise. Das macht mich nachdenklich, ob ich das Hüten als “Sport” weiterbetreiben will.

  • Nelja

    Lieber Sven,

    bin durch den Artikel in der Süddeutschen auf diese Seite gestoßen. Kann man dich und deine Herde besuchen?

  • Anna-M.L.

    Hi!

    Ich bin gerade überglücklich, über diesen Bericht gestolpert zu sein :D

    In der Fischbeker Heide, Hamburg Süd, hatte ich meine ersten zwei Praktika in einer kleineren Herde von 300 Schnucken und Ziegen. Zu der Schäferin hatte ich ein gutes Verhältnis und ich habe auch privat ab und zu in der Lammzeit geholfen. Habe ein Flaschenburenmixbock und eine Burenmixzippe abgekauft und zwei Jahre täglich versorgt, auf einer Weide. Neben der Schule. Habe es mir nicht nehmen lassen, die zwei anzuhalftern und mit ihnen spazieren zu gehen etc, mein Hund ist die kleine Schwester von ALF und generell zum Hüten absolut unbrauchbar…

    Ich war immer mit Herzblut dabei und wusste genau, dass so viele meiner Generation etwas gewaltig verpasst haben, solche Naturerlebnisse, sowohl unter den Schafen und Ziegen, als auch in der Umgebung werden sie niemals haben und leider deshalb nicht zu schätzen wissen und als schützenswert anerkennen. Deshalb auch von mir, der sanfte Ökotourismus ist nicht nur eine schöne Idee, sondern auch für die Aufklärungsarbeit wirklich wichtig.

    Nachdem ich mich schweren Herzens von meinen zwei Ziegen trennen musste (die Besitzer der Weide wollten meinen geliebten Flaschenbock loswerden), hatte ich erstmal eine Zwangspause von alldem.

    Kurz vor der Oberstufe wollte ich ne Ausbildung anfangen, weil mir die Zwangsjacke des Schulsystems nicht passte und der erste Gedanke war Schäferei, denn dort fühlte ich mich frei und einfach am wohlsten.

    Ich begann ein freiwilliges Praktikum in einer großen Schäferei in Giengen, Baden-Württemberg. Leider entpuppte sich dies als ein größeres Abenteuer als mir lieb war … Der Familienbetrieb befand sich bereits in einer gewissen Notlage, der Vater und eigentliche Schäfer kochte, weil er aufgrund eines Hüftschadens arbeitsunfähig war. Die sehr überforderte Mutter schlachtete von morgens bis abends in der hofeigenen Schlachterei. Und so behandelte sie mich leider auch. Während ich mich mit der Tochter, die sich gerade in der Schäferausbildung befand, bestens verstand, wurde ich von der Mutter für jeden Fehler in Grund und Boden geschimpft, bis ich regelrecht Angst bekam. Irgendwann kamen mir die Tränen, woraufhin sie noch heftiger auf mich einschimpfte und nach einer Woche musste ich aufgeben.

    Aber gut, auf derartige Situationen trifft man in jedem Beruf, nur dass man dort selten im Keller “gehalten“ wird, mit dem Klo frei im Raum gegenüber des Betts, neben der transparenten Eingangstür. Und selbst das hätte ich mir selbst gestaltet, wenn ich nicht derartig vergrault worden wäre. Ich hab nachts das Hunderudel heulen gehört, unvergesslich. Und das Hüten mit der Tochter war extrem wertvoll! Die eigentliche Schäferarbeit war immer Balsam für meine Seele!

    Nach diesem Negativbeispiel war ich um sehr intensive Erfahrungen reicher, auch was einen Betrieb mit hofeigener Schlachterei betrifft. Da liegen Fleischstücke auf dem Boden, Gerippe im Garten und Lammzähne in den Hundezwingern, ich habe blutige Lammfelle umhergetragen, aus einer Schubkarre die in einer Blutlache stand. Beim Abendbrot kam dann manchmal meine Chefin rein, mit den Worten “ich suche mein anderes Metzgermesser, wo ist mein Messer?“ jaa, darüber konnte ich zum Glück schmunzeln im Nachhinein.

    Ich bewarb mich danach im Wildpark, wo man mir beim Vorstellungsgespräch nicht mal in die Augen sah, also machte ich doch das Abi… Danach Praktika in der ökologischen Landwirtschaft, einmal ein Demeter Gutshof mit Milchvieh und Schweinemast, wo ich von 6 bis 19 Uhr gearbeitet hab und nach einer Woche eine Dornwarze in der Hand hatte.

    Und ein paar Monate war ich auf einem Pferde- und Kürbishof, da war ich auch happy, aber nicht so wie damals mit der Schafherde in der Heide. Nachdem ich einen Abstecher nach Buenos Aires gemacht habe, um sechs Monate lang in einer Familie dort zu wohnen und einen Sprachkurs absolviert hatte, bewarb ich mich bei einer Keramikschule in Bayern, bereits nächste Woche habe ich eine Aufnahmeprüfung.

    Bis ich aber eine Berufsausbildung oder Studium beginne, ist ja noch Zeit und ich will ja bis dahin auf keinen Fall untätig bleiben. Und jetzt, wo man hier das liest, ruft es einen doch irgendwie wieder, die Rufe meiner Ziegen…

    Und warum schreibe ich diesen ganzen Roman hier?

    Hmm wahrscheinlich weil ichs kann ;) habs erlebt und wollte es einfach mal raushauen..

    Man betrachte dies hier einfach als “kleinen“ Erfahrungsbericht zum Thema Praktika Schäferei.

    #schäfereiretten

  • Jac

    Ein schöner Artikel, finde ich sehr interessant. Es ist echt mutig, die IT-Branche hinter sich zu lassen und Schäfer zu werden. Ich kann mir gut vorstellen, wie erfüllend diese Berufung ist. In der Natur zu sein und mit Tieren zu leben ist einfach schön, auch wenn der Beruf sehr anstrengend ist. Ich wünsche Euch Schäfern nur, daß Ihr mehr Geld für Wolle kriegt, um wesentlich besser über die Runden zu kommen. Da muß es doch irgendeinen Weg geben.
    Bin auch mit dem ein und anderen Schaf bereits in Berührung gekommen und hab’ nem Lämmchen die Flasche gegeben. Ich finde die wolligen Vierbeiner – egal ob klein oder groß – faszinierend, die haben einfach mein Herz erobert, war regelrecht hin und weg.
    Die Geschichte mit Mosche … echt schade daß er gestorben ist, der war so putzig, kann gut nachvollziehen, daß Dir (Sven) das sehr nahe gegangen ist. Es ist frustrierend, wenn ein Tier krank ist, man hat alles mögliche versucht, um ihm zu helfen und dann stirbt es doch. Da fühlt man sich so hilflos.

    Ich hätte auch noch eine Idee für Dich Sven. Es gibt in England (Cumbria) eine Schäferin namens Allison O’Neill (https://www.shepherdess.co.uk/), die ein Buch geschrieben hat mit ganz tollen Fotos eines englischen Fotografen. In youtube gibt’s da auch einige Filme darüber (z. B. https://www.youtube.com/watch?v=jyEylr9aygM). Wäre das nicht was für Dich, über Deinen Werdegang, Dein Leben und erleben als Schäfer ein Buch zu schreiben? Du führst ein interessantes Leben und schreibst eh relativ viel im Internet.

    Und mir fällt im Zusammenhang mit Deiner Geschichte ein Schäfer in Hohentrüdingen (Nahe Nördlinger Ries) ein, über den der Bayerische Rundfunk BR einen Film gedreht hat. Dieser Schäfer sucht einen Nachfolger, vielleicht wäre das auch was für Dich? (https://schaeferei-schmidt.jimdo.com/)

    Viele Grüße

    Jac

  • dk

    Nur soviel: Es hat rein gar nichts mit “abgebrüht” gemein, Geld zu erhalten, dafür Menschen Einlass in die Momente der Ruhe & Achtsamkeit deines Schaffens – lieber Sven – zu gewähren!

    Menschen dürsten nach Orten der Ruhe und es ist vollkommen legitim, einen Preis für diese Momente der Ruhe zu zahlen. Daran ist absolut nichts verwerflich. Schafe sind ganz außerordentliche Kreaturen, die gestressten Menschen zu etwas innerer Ruhe verhelfen können.

    Auch wenn seitens der Politik derzeit in D. keinerlei Wertschätzung zu erwarten ist: inseriere Momente der Ruhe inmitten Natur und Erleben des Miteinander: Schaf-Hund-Mensch.