Warum der Leistungsdruck (am Arbeitsplatz) zugenommen hat

Dass der Leistungsdruck – und damit auch der Stress – zugenommen hat, belegen zahlreiche Studien und Untersuchungen. Im Folgenden möchte ich mal einen Blick auf die möglichen Ursachen werfen. Wobei es zwischen externen und individuellen Ursachen zu unterscheiden gilt.

Mit externen Ursachen meine ich solche, die von außen auf den Mitarbeiter wirken und Leistungsdruck erzeugen. Durch die individuellen Ursachen setzt sich ein Mitarbeiter selbst unter (Leistungs-)Druck.

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Wenn von oben/außen Druck auf die Mitarbeiter ausgeübt wird …


Externe Faktoren für den Leistungsdruck am Arbeitsplatz

Beginnen wir bei den externen Faktoren, also die von außen auf den Mitarbeiter wirken:

Externer Einflussfaktor 1

Technologische
Entwicklungen

Die Arbeitswelt hat sich rasant verändert. Insbesondere Computer, Handy und das Internet haben entscheidend dazu beigetragen.

Informationen können sekundenschnell weltweit zur Verfügung gestellt werden, eine weltweite Kommunikation ist mit minimalem Aufwand möglich. Dieser Technologiesprung hat natürlich einen hohen Nutzwert, aber auch die Anforderungen an die Unternehmen und die einzelnen Mitarbeiter sind gestiegen. Ebenso hat die Mobilität enorm zugenommen.

Durch diese technologischen Entwicklungen und die geschaffenen Infrastrukturen können auch Leistungen wesentlich schneller erbracht werden, die Arbeitsgeschwindigkeit hat sich gesteigert. Dies bedingt eine entsprechende Erwartungshaltung (z. B. beim Kunden, Auftraggeber, Vorgesetzten).

Und der Leistungsdruck ist im Grunde nichts anderes als eine Form der Erwartungshaltung.

 

Externer Einflussfaktor 2

Ja, auch die Globalisierung

Die Globalisierung hat sicher ihre Vorteile – keine Frage. Aber keine Vorteile ohne Nachteile. Der Konkurrenz- und Leistungsdruck für Unternehmen ist größer geworden und wird dann häufig an die Mitarbeiter weitergegeben.

Und die Globalisierung führt oft zu weiteren Maßnahmen: Unternehmen verlegen ihre Produktionsstandorte in Länder, in denen aufgrund der Lohnkosten oder aus steuerrechtlichen Gründen wesentlich günstiger produziert/investiert werden kann. Oder es werden einfach Leistungen aus diesen Ländern eingekauft. Der lokale (Arbeits-)Markt wird dementsprechend strapaziert. Oft werden Filialen geschlossen und Stellen abgebaut.

Aus dieser angespannten Situation resultiert die grassierende Angst vor dem Jobverlust. Diese Angst steigert den individuell wahrgenommenen Leistungsdruck.

 

Externer Einflussfaktor 3

Der Zusammenhang mit
der Führungsschwäche

Zu oft ist es einfach Führungsschwäche, die den Leistungsdruck der Mitarbeiter fördert. Denn ein Vorgesetzter hat einen erheblichen Anteil daran, ob sich ein Mitarbeiter im Unternehmen wohlfühlt oder nicht. Er kann dem Mitarbeiter das Leben zur Hölle machen, indem er etwa psychischen Druck ausübt, kaum einhaltbare Termine und Ziele vorgibt, Mitarbeiter gegeneinander ausspielt oder sie permanent überfordert.

Zum Thema Mitarbeiterführung wurde ich von der Zeitung Die freie Welt interviewt:

» Interview: Personalführungskompetenz ist Charaktersache!

 

Das sind meiner Meinung nach die drei wesentlichsten externen Ursachen, wobei insbesondere die beiden erstgenannten für die Zunahme des Leistungsdrucks am Arbeitsplatz verantwortlich sind. Unternehmen mit Vorgesetzten, die mangelnde Führungskompetenz aufweisen, hat es immer schon gegeben.

Nun ein Blick auf die individuellen Ursachen.

Individuelle Einflussfaktoren auf den Leistungsdruck

Jeder Mensch geht mit Belastungen anders um. So wird beispielsweise die gleiche Belastung von Menschen oft unterschiedlich wahrgenommen.

Was für den einen eine kaum überwindbare Herausforderung darstellt, kann für den anderen eine reizvolle Aufgabe sein.

Deshalb wird oft auch der Leistungsdruck der Mitarbeiter im gleichen Unternehmen unterschiedlich empfunden.

Hier nun mögliche Ursachen, mit denen sich ein Mitarbeiter selbst unter Leistungsdruck setzt:

  • hohe Anforderungen/Erwartungen an sich selbst
  • nicht Nein sagen können (der Wunsch, es allen recht zu machen)
  • Perfektionismus („die Arbeit bzw. das Ergebnis muss immer perfekt sein“)
  • Versagensängste
  • Angst vor dem Jobverlust
  • Konkurrenzkampf

Fazit

Der Leistungsdruck hat zugenommen. Allerdings können die Ursachen sehr unterschiedlich sein. Um in einem Unternehmen dem Leistungsdruck entgegenzuwirken, müssen zuerst die Ursachen ermittelt werden. Erst dann können Lösungsmodelle angegangen werden.

Und diese sind notwendig. Denn der Leistungsdruck ist ein erheblicher Stressfaktor.

Je größer der Leistungsdruck, desto größer die Stressbelastung des Mitarbeiters, was wiederum Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg hat.

Denn durch den Stress sinkt die Motivation, das Arbeitsklima leidet und die Produktivität nimmt ab.

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Kommentare

  • Erich Henseling

    Hallo zusammen,

    in Deutschland und in der Welt macht sich unter den Menschen eine allgemeine EXISTENZANGST breit. Gründe hierfür liegen in der Sättigung der Märkte und damit auch im Arbeitsangebot.

    Die Menschen stecken in einer kapitalistischen Zwickmühle, sie müssen arbeiten, um ihre Lebensbedürfnisse zu bezahlen.

    Existenzängste haben Mitarbeiter und Geschäftsführer!

  • John Rodriguez

    Herr Henseling hat absolut Recht. Es gibt schlicht nicht mehr genügend Arbeit, die eine ausreichende Bezahlung rechtfertigen würde.

    Oben in den Firmen sitzen Zahlenknechte, die per Controlling die Rendite erhöhen und Personalkosten reduzieren. Das bedeutet, dass viele Menschen den lebensnotwendigen Zugang zu Geld verlieren. Das ist ein Drama! Dafür ist der Sozialstaat nicht ausgelegt.

    Eine Alternative wäre Selbstversorgung, was durch Verstädterung und Industrialisierung fast unmöglich geworden ist. Also eine humanitäre Katastrophe auf hohem Niveau. Wo geht es hin, wenn durch Digitalisierung noch mehr Jobs wegfallen? Evtl. gigantische Umschulungsprogramme, dass Leute dort arbeiten müssen, wo Bedarf besteht…..dazu kommt eine hohe Zuwanderung nach D, alle in der Hoffnung, hier ein besseres Leben zu finden. Survival of the fittest 4.0.