Coach finden und auswählen → wichtige Tipps, Anleitung & Checkliste

Für alles und jeden gibt es heute einen Coach – so auf alle Fälle dem Anschein nach. Ich habe mal einen Blick darauf geworfen, nach welchen Coaches im Internet so gesucht wird.

Nachfolgend ein Ausschnitt aus den automatischen Suchvorschlägen – und das ist wirklich nur ein kurzer Auszug.

coach-suchvorschlaege

Allein dieser Ausschnitt aus den automatisch generierten Suchvorschlägen zeigt, dass eine entsprechende Nachfrage besteht. (Übrigens wird so ein Suchbegriff von Google nur dann automatisch vorgeschlagen, wenn danach schon mehrfach gesucht wurde.)

Wenn ich in weiterer Folge einen Blick auf die Suchergebnisse werfe, wird deutlich, dass es nicht nur eine große Nachfrage, sondern auch ein umfangreiches Angebot gibt.

Und genau hier liegt die Krux. Wie soll man aus diesem unübersichtlichen Angebot einen geeigneten und kompetenten Coach für das eigene Anliegen finden?

„Coach“ keine geschützte Berufsbezeichnung

Dass sich jeder Coach nennen darf, macht die Sache auch nicht leichter. Denn im gesamten deutschsprachigen Raum ist derzeit „Coach“ keine geschützte Berufsbezeichnung.

Das heißt, es sind für diese Berufsbezeichnung keine formalen Qualifikationen oder eine staatlich anerkannte Ausbildung erforderlich.

Deshalb reicht das Spektrum der Coaching-Angebote von unseriösen Heilsbringern über Möchtegern-Coaches bis hin zu hochprofessionellen Angeboten. Und genau dieses breite Spektrum macht es umso schwieriger, aus der Anzahl der Angebote einen seriösen, professionellen und guten Coach zu finden.

Aber was macht überhaupt ein Coach?

Ein Coach steht Ihnen in einer kritischen Situation/Phase bei und unterstützt Sie dabei, diese (erfolgreich) zu überwinden, und/oder begleitet Sie in einem Änderungsprozess. Im Gegensatz zu einem Berater, der Ihnen konkrete Vorschläge unterbreitet, hilft Ihnen der Coach dabei, eigene Lösungen zu finden.

Die Aufgabe des Coaches vermittelt das folgende Video recht anschaulich:

Erstellen Sie zuerst ein Anforderungsprofil

Bevor Sie sich auf die Suche nach einem passenden Coach machen, sollten Sie sich genau im Klaren sein, was Sie mit der Unterstützung des Coaches erreichen wollen. Erstellen Sie vorab ein Anforderungsprofil – am besten schriftlich.

Inhalt des Anforderungsprofil: 

  • Ihren Veränderungswunsch, also was Sie mithilfe des Coaches erreichen wollen
  • wie Sie sich Ihren Coach wünschen, was Sie von ihm erwarten
  • welche Rolle wollen Sie selbst im Coachingprozess einnehmen (z. B. aktiv, passiv, reflektierend)
  • wie lange Sie das Coaching in Anspruch nehmen möchten
  • welchen Betrag Sie bereit sind, für das Coaching auszugeben

Haben Sie diese Punkte erst einmal für sich geklärt, fällt die Suche wesentlich leichter. Sie können fokussierter vorgehen und bei mehreren Angeboten die Auswahl besser eingrenzen.

Coach finden und auswählen: Checkliste

Die Auswahl selbst besteht im Grunde aus drei Stufen:

  1. Recherche infrage kommender Coaches (im Internet)
  2. persönliche Kontaktaufnahme mit den Favoriten aus der Recherche
  3. Entscheidung für einen Coach

Nehmen wir an, Sie haben im Internet einige Coaches für Ihr Anliegen gefunden. Um Ihnen die weitere Auswahl zu erleichtern, habe ich eine Checkliste erstellt. Diese können Sie als Entscheidungshilfe nutzen.

Nehmen Sie anhand der folgenden Checkliste Ihre Favoriten etwas genauer unter die Lupe.

Je mehr Punkte auf den einzelnen Coach zutreffen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie mit dieser Person die richtige Wahl treffen:

Vor der persönlichen Kontaktaufnahme (für die Internetrecherche)

Der Coach bzw. die Coachin …

  • hat einen ansprechenden und professionellen Internetauftritt.
  • ist Mitglied in einem Coaching-Verband.
  • hat bereits Fachbeiträge veröffentlicht (z. B. auf der eigenen Website oder auf anderen fachspezifischen Portalen).
  • verfügt über eine akademische Ausbildung im angebotenen Themenbereich (z. B. ein Persönlichkeitsentwicklungs-Coach mit einem Psychologie-Studium).
  • verfügt über Berufserfahrung (evtl. auch Branchenkenntnisse) im angebotenen Themenbereich (z. B. ein Führungskräfte-Coach war/ist selbst als Führungskraft tätig).
  • verfügt über eine Spezialisierung im Bereich Ihrer Coachinganforderung.
  • kann eine mehrjährige Coachingerfahrung vorweisen.
  • verfügt über eigene Räumlichkeiten (für Präsenzcoaching).
  • wirkt (auf dem Bild) freundlich und sympathisch.
  • führt Referenzen an bzw. bietet die Möglichkeit, Referenzen anzufragen.
  • kann eine zertifizierte Coachingausbildung vorweisen.
  • kommuniziert (auf seiner Website) seine ethischen Grundsätze.
  • erläutert seine Coachingmethoden.
  • führt seine Schwerpunkte und seine Expertise an.
  • bietet ein kostenloses, unverbindliches Vorgespräch an.

Im Zuge der persönlichen Kontaktaufnahme (persönliches Gespräch)

Der Coach bzw. die Coachin …

  • wirkt sympathisch und vertrauensvoll.
  • nimmt sich ausreichend Zeit für Sie.
  • geht auf Ihre Fragen und Wünsche ein.
  • erläutert Ihnen ausführlich den Coachingprozess im Zusammenhang mit Ihrem Anliegen.
  • stellt verständlich sein Coachingkonzept dar.
  • weist Sie auf eventuelle Risiken hin.
  • macht keine Versprechungen.
  • sichert Ihnen Diskretion zu.
  • erstellt ein schriftliches Angebot mit einer transparenten Kostenaufstellung.
  • gesteht Ihnen bei Bedarf eine ausreichende Bedenkzeit zu.
  • setzt einen Coachingvertrag (inkl. Verschwiegenheits- und Ausstiegsklausel) auf.
  • gewährt Ihnen die Möglichkeit, jederzeit das Coaching ohne Zusatzkosten abzubrechen.
  • Und abschließend: Sie haben bei ihm/ihr immer noch ein gutes Bauchgefühl.

Hier können Sie die Checkliste herunterladen und bei Bedarf ausdrucken:

Auch Ihr Einsatz ist gefragt!

Nun liegt es nicht ausschließlich am Coach, ob Sie Ihr Ziel erreichen bzw. Ihr Problem lösen. Sie können an einen noch so ausgezeichneten Coach geraten – wenn Sie nicht bereit sind, sich auf den Coachingprozess einzulassen, sich zu öffnen und Zeit zu investieren, dann ist das Honorar „rausgeschmissenes“ Geld.

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Kommentare

  • Ursula Wolters

    Guten Tag,

    hervorragend ist es, dass Sie sich des Themas kritisch und weitestgehend fachkundig annehmen. Viel zu viele Scharlatane und Möchtegern-Coachs tummeln sich durch die Ungeschütztheit der Berufs-/Tätigkeitsbezeichnung. Ein paar Punkte sind jedoch nicht ganz so “gut” gelungen.

    – Eine Coachin gibt es nicht, es bleibt ein geschlechtsloser Coach

    – Nicht nur in kritischen Situationen – wie Sie schreiben – empfiehlt es sich einen Coach aufzusuchen. Meine Klienten kommen ebenso um beruflich neu, anders, befördernd an sich zu arbeiten. Es gibt das Zusammenspiel von Lebens – und Berufsplanung; das Spiegeln und erarbeiten einer Standortbestimmung; Veränderungswünsche / Ideen aller Art; Situationsbedingte Coachings wie z.B. Vortrag – Lampenfieber / Bewerbung – Auftritt + Unterlagen / Beförderung aber wie? / sehr stark Führungskräfte die sich in ihrer Führungsrolle verbessern wollen – auch ohne Probleme, usw. Also auch eine große Menge an Präventivem, Begleitendem, Stabilisierendem und Persönlichkeitsentwicklung. Auch die Mischung aus beruflichem Kollidieren mit dem Privaten, oder umgekehrt kommt ohne direkte kritische Situation vor.

    Mir wäre wohler, wenn man vergleichbar wie im Sport den Klienten als den eigentlichen Experten beschreibt, der seine Kompetenzen hat, teils darum weiß und teils diese “vergraben” hat. Der Coach ist quasi ein Goldgräber, der mit dem Klienten gemeinsam die Goldnuggets sucht und poliert. Fachlich ausgedrückt:

    “Der Klient ist der Lösungsarbeiter. Ein guter, solider Coach wird den Klienten verantwortungsvoll und in hohem Maß systemisch blickend und denkend leiten und begleiten.”

    Ihre Checkliste finde ich sehr gut. Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass sich Klienten bei mir meldeten, die viel Geld bei einem “Scharlatan” gelassen haben und dabei im Grunde eher negativ zum Coaching, aber im Besonderen negativ zu der Arbeit an sich selbst bis hin zu tieferem Abrutschen in ihre Sorgen oder Probleme.

    Jedoch fehlt mir noch der mir wichtigste Punkt: “Empfehlung!” 90 % meiner Klienten kommen auf Empfehlung eines anderen Klienten. Sie haben in jedem Fall die Gewissheit, eine Fachlichkeit, ein Können des Coachs zu bekommen.

    Gerne schreibe ich für Sie auch mal einen Artikel. Ich bin nicht nur Coach, sondern auch Fachbuchautorin. Vieles von dem, was Sie schreiben wollen, habe ich schon im PC gespeichert. Logisch, das ist ja für das 2. Standbein Trainer, mein Handwerkszeug.

    Freundliche Grüße
    Ursula Wolters
    Das Kölner Dozententeam für Seminare + Coaching + Mediation

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Sehr geehrte Frau Wolters,

      vielen Dank für Ihren Kommentar!

      Ein paar Punkte möchte ich dazu noch anmerken:

      • > Eine Coachin gibt es nicht, es bleibt ein geschlechtsloser Coach

      Laut Duden gibt es sehr wohl auch eine Coachin: http://www.duden.de/rechtschreibung/Coachin

      • > Nicht nur in kritischen Situationen – wie Sie schreiben – empfiehlt es sich einen Coach aufzusuchen. Meine Klienten kommen ebenso um beruflich neu, anders, befördernd an sich zu arbeiten.

      Deshalb habe ich auch explizit geschrieben: “… und/oder begleitet Sie in einem Änderungsprozess.”

      Bzgl. Empfehlung: Sie haben recht, eine direkte Empfehlung ist auf alle Fälle auch sehr hilfreich bei der Suche nach einem geeigneten Coach!

  • Astrid Radtke

    Zunächst mal vielen Dank, dass Sie sich dieses Themas annehmen.

    Was ich besonders bedenklich finde, wenn sich jemand “systemischer” Coach nennt, denn das erfordert wirklich eine Fachausbildung, deren Voraussetzung mindestens ein Psychologiestudium erfordert.

    Ein Coach, der weiter empfohlen wird, kann(!) gut sein. Es kann aber durchaus auch sein, dass sich hier ein besonderes Vertrauensverhältnis entwickeln konnte, das unter einer anderen Konstellation nicht möglich ist.

    Es ist ja nicht nur der Coach, der ein ungeschützter Begriff ist, das trifft auch auf andere Begriffe zu, die dann lustig vermengt werden.

    » Wobei dem Coach wirklich die sensibelste Aufgabe zufällt.

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Danke, Frau Radtke, das sehe ich genauso!

      Die unterschiedlichen ungeschützten Begriffe (Coach, Trainer, Berater) habe ich auch in diesem Beitrag erläutert.

  • Janine Wochnik

    Sehr geehrter Herr Heidenberger,

    der Artikel gefällt mir wirklich gut. Jedoch frage ich mich, warum sie der Meinung sind, nur ein Studium könnte einen Menschen zum Coach qualifizieren?

    Ich habe in meinem Leben einiges an Therapeuten und Coaches kennengelernt. Am besten und effektivsten haben mir tatsächlich die geholfen, die nicht studiert haben. Dafür aber einiges an Lebenserfahrung hatten, welche nicht nur mit dem Alter zu tun hatte. Mir ist bewusst, dass es skalierbar bleiben sollte. Was bei einem ungeschützten Berufsfeld schwer ist.

    Jedoch finde ich, sendet es ein vollkommen falsches Signal, zu implementieren, dass nur Menschen mit einem Studium gut sind. Was 1. nicht der Fall ist und 2. noch lange kein Garant ist. Zumal diesen Menschen meist die Lebenserfahrung fehlt, welche gerade im privaten Bereich von ungemeiner Bedeutung ist.

    Ich wünschte, die Menschen würden anfangen über den Tellerrand zu schauen.

    Dennoch vielen Dank für den Artikel

    Mit freundlichen Grüßen
    Janine Wochnik

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Hallo Frau Wochnik,

      mir ist nicht ganz klar, woraus Sie schließen, dass ich der Meinung bin, dass “nur ein Studium einen Menschen zum Coach qualifiziere”. Dieser Meinung bin ich nämlich nicht!

      Eine akademische Ausbildung im angebotenen Coachingthemenbereich KANN mit ein Punkt sein, um sich VORAB – bei der Recherche nach einem passenden Coach, also vor Kontaktaufnahme (!) – einen ersten Eindruck von der Qualifikation und Professionalität zu machen. Genauso wie alle anderen aufgelisteten Punkte in meiner Checkliste bei der Vorauswahl helfen können, seriöse von den zahlreichen unseriösen Coaching-Angeboten zu unterscheiden.

      Schöne Grüße

      Burkhard